Historisches

 

Das Leben General von Schiebells

 Die Vorfahren des sächsischen Generals und Kabinettsministers Adam Burchard Christoph v. Schiebell stammten aus Bayreuth, waren dort angesehene Bürger und führten den Namen „Schübel“. Sein Vater, Johann Adam, wurde geadelt, war königlich- polnischer und kurfürstlich- sächsischer Major. Er verstarb 1759 im Lieberoser Schloss.

Der General von Schiebell wurde am 14. Januar 1719 in Warschau geboren. Mit 15 Jahren trat er als Kornett in das Dragonerregiment v. Sybilski ein. Mit der Tochter seines Regimentskommandeurs verband ihn eine tiefe Freundschaft. Er erwarb von ihr 1776 den Drebkauer Besitz. Er verblieb sein Leben lang in militärischen Diensten: 1737 Fähnrich, 1741 Souslieutenant, 1742 Kapitän, 1753 Major, 1759 Oberst und Regimentskommandeur bei gleichzeitiger Ernennung zum Generaladjutanten des Kurfürsten Friedrich August II, 1772 Generalmajor, 1780 Generalleutnant, 1781 Kommandant des adligen Kadettenkorps und 1786 Vortragender in Kommandosachen. Aus letztem Aufgabenbereich entwickelte sich einige Jahre später das Amt des sächsischen Kriegsministers. 1790 wurde er von Friedrich August III. zum General und Kabinettsminister ernannt.

Als Offizier nahm er an beiden Schlesischen Kriegen teil. 1745 zersprengte er mit seiner Schwadron ein preußisches Regiment. Im Siebenjährigen Krieg beteiligte er sich nicht an der Kapitulation des sächsischen Heeres vor den Preußen, sondern trat mit seinem Regiment in österreichische Dienste. Die Unterlagen des ehemaligen sächsischen Kriegsministeriums kennzeichnen ihn als „unternehmenden Parteigänger“. 1778/79 im bayrischen Erbfolgekrieg wurde ihm zuerst der Grenzschutz im Erzgebirge übertragen und danach die Dienststellung des Generalstabschefs der verbündeten Armeen.

(Auszug aus der Gardiewski-Chronik)

Die  Anfänge  der  Schulen

zu  Drebkau  und  Steinitz

(geschrieben 1926)

Die Anfänge der Schulen in Steinitz und Drebkau hängen mit kirchlichen Einrichtungen zusammen. Im Jahre 1729 beklagte sich der Küster und Schulmeister Martin Wintzer aus Steinitz bei dem Konsistorium zu Lübben darüber, daß ihm von Drebkauer Bürgern im Köppingschen Stadtteil gewisse Einkünfte vorenthalten würden. Die über jenen Streit erhaltenen Papiere bringen auch etwas Licht über den Ursprung der Steinitzer Schule. Ungefähr 1586 hatte Joachim v. Köckritz auf Drebkau und Steinitz 1000 Taler zum besten der Steinitzer Küsterei gestiftet. Die Zinsen, zwei Groschen von jedem Taler (10 alte Schock meißnisch) sollte der Küster erhalten. Das Kapital hatten anfangs die Leinweber zu Drebkau unter sich gehabt, 1729 haftete es auf ihren Häusern und Grundstücken. Für diese Einnahmen sollte der Küster außer seinen sonstigen Pflichten auch den Katechismus lehren und zwar vom Freitag nach Estomihi bis Karfreitag und den ganzen Advent hindurch. War er säumig, so sollte ihm der Zins vorenthalten und zum Kapital zugeschlagen werden.

Der Geistliche war gehalten, niemand zur Beichte zu lassen, der nicht etwas bei dem Küster gelernt und begriffen hatte.

Hier glauben wir, den Anfang der Steinitzer Schule vor uns zu haben, in ihren Anfängen vielen andern ähnlich. Keine Schule im heutigen Sinne, hatte sie lediglich Aufgaben zu erfüllen, die auf dem ureigensten Gebiete der Kirche selbst lagen: Uebermittelung der einfachsten Religionskenntnisse; aber selbst dies verrichteten nicht die Pfarrer, sondern die Küster. Wenn aus dieser kümmerlichen Einrichtung nach und nach Schulen in unserm Sinne entstanden, so ist das zum geringsten Teile kirchliches Verdienst, sondern mehr das des Staates. Daran ist nicht vorbeizugehen, wenn man heute die alte Redewendung von der Kirche als Mutter der Schule zu bestimmten Zwecken gern wiederholt, wenigstens soweit es die Volksschule belangt. Hier ist unter anderem der Schlüssel dafür, daß mancher auf der Gegenseite recht bissig in Umkehrung des geflügelten Wortes von der Schule als der Magd der Kirche spricht.

Im Jahre 1715 war Matthes Sedlig Küster und Schulmeister zu Steinitz. Ueber den schon ganannten Schulmeister Martin Winzer schreibt Pfarrer Martin Fischer am 13. Juni 1729 dem Konsistorium folgendes: „Es erscheint mein Schulmeister Martin Winzer, welcher in seines Weibes Erbhäuschen in der Steinitz wohnet, und suchet freundlich an, ihm mit einem glaubwürdigen Zeugnis seiner Aufführung und andrer Bedürfnis zustatten zu kommen, und indem ich ihm seinem Suchen nicht anstehen können.Als bezeige soviel seine Aufführung anlanget, daß er von Anfang seines Antritts sich jederzeit ganz Stille, fromm, Modest, eingezogen, Nüchtern, und Mäßig verhalten, die Information mit der Jugend treulich getrieben und bei der Kirche sich sowohl in der matre als filia , das seinige ehrlich und redlich verrichtet und sich über all, von allem nichts ausgeschlossen sich dergestalt verhalten, daß ihm kein Mensch das contarii überführen kann, und muß nicht nur ich als auch die gesamte Kirchengemeinde an hohen und niedrigen alles Liebes und Gutes nachschreiben…“ Nun folgt die oben dargestellte Angelegenheit der dem Küster vorenthaltene Stiftungszinsen. Winzer ist zu seinem Rechte gelangt.

Bis 1818 wohnte der Steinitzer Küster und Schullehrer gewöhnlich in Drebkau. Um 1790 und später gingen die Kinder von Steinitz, Raakow und Rehnsdorf nach Drebkau zur Schule, wo sie von dem Steinitzer Lehrer unterrichtet wurden. Um 1800 war ein Otto Lehrer. Im brandenburgischen Geisendorf hielt 1790 der Hirte, in Domsdorf ein brandenburgischer Büdner im Winter Schule.

Welch eine Entwicklung von jenen Zeiten um 1586 und 1729 bis zu der jetzigen zweiklassigen Steinitzer Schule. Wie ein freundliches Forsthaus steht sie hinter der Kirche am Waldesrande. Manche städtische Schule könnte sie um ihre schöne Lage beneiden.

Noch weniger Licht als auf die Steinitzer fällt bis heute auf die Drebkauer Schulgründung. Aber sovielo ist zu ersehen, daß auch hier zunächst kirchliche Belange stark mitsprachen oder entscheidend waren. Joachim von Köckritz zu Steinitz hatte am Tage Michaeli 1577 ein Testament aufgerichtet, worin er 1000 Taler zu einem Stipendium festlegte, aus dessen Zinsen Kinder der Köckritzschen Familie zum Besuch von Schulen und Universitäten Unterstützungen erhalten sollten. Im Verlauf eines Streites (1656 bis 1657) hören wir, daß seit 1623 aus diesem Stipendium zu unrecht nichts gezahlt worden ist, ferner daß Hans Hieronymus von Köckritz, welcher zwene seiner Söhne zu Spremberg, Hoyerswerda, Drebkau und Guben zur Schule gehalten, laut einer Generalquittung vom 19. September 1620 26 Taler 2 Groschen erhalten hat. In der Kirche befand sich an der Orgel ein Schülerchor, so hören wir aus Berichten, die der Zeit um 1700 angehören. Um 1640 hatten sich die beiden Geistlichen Gotthar-Udus Hüfner und Johannes Tomatychius über den Schulmeister bitter zu beklagen. In einem Briefe vom 1. Juni d. Js. an den Patron Christoph v. Köckritz heißt es von ihm, daß er „sich im geringsten weder mit guten noch brawen zur Besserung anlassen will, sondern von Tag arger wird, also daß er auch für dem heiligen hohen Pfingsfest, da er am fleißigsten sein solle, mit den Knaben ab und zu übersingen, die ganze Woche über nicht zweimal Schule gehalten, sondern mit großen Aergernis der Jugend seinem gewöhnlichen Gesäufe nachgegangen.“

Das Schulhaus stand schon in früheren Jahrhunderten am Kirchhof in der Nähe der Kirche. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war es sehr verfallen. Da schenkte General v. Schiebell dem Städtchen ein für jene Zeit schönes Schulhaus, das, wenn heute schon unzulänglich, noch immer seinen Zwecken dient. Was von der Steinitzer Schule über den Fortschritt gegen früher gesagt worden ist, gilt von Drebkaus Schule in noch höherem Maße.

Anmerkung: Bisher unbenutzte Akten des Geheimen Preußischen Staatsarchivs zu Berlin- Dahlem, des Ständischen Archivs zu Lübben und hiesiges Aktenmaterial liegen der Darstellung zugrunde.

Abb. Schule zu Drebkau vor dem Umbau 1936/37

xx) Gemieteter Klassenraum im Kavalierhaus des Schlosses 1919/37.

x) vor der Türe der Verfasser

3. Beitrag  zur  Geschichte  von  Kirche  und  Schule der  Stadt  Drebkau

um  das  Jahr 1800 (verfaßt 1925)

würde er aus dem alten singen.“ Wegen dieses respektswidrigen Benehmens, daß sich so sehr von

Es war am 19. und 20. September des Jahres 1798. Da weilte in dem kleinen, damals sächsischen Städchen Drebkau, das 700 Einwohner zählte, der Generalsuperintendent und Konsistorialassessor Magister Gretsel aus Lübben. Er hatte von dem churfürstlichen Konsistorium des Markgrafentums der Niederlausitz den Auftrg erhalten, allerlei Unzuträglichkeiten in Kirche und Schule nach persönlicher Prüfung an Ort und Stelle zu beseitigen. Es ist ihm, um es gleich eingangs zu sagen, in der Hauptsache gelungen.

Bis zum Jahre 1794 hielt der Kantor als einziger Lehrer Schule in einer alten Shaluppe, finster, unreinlich und enge, nach alter Art und Weise“. Gemeint ist hier der Kantor Fiedler, ein früherer Leinweber – – die Einwohnerschaft bestand vor 1800 meist aus Handwerkern, von denen die Mehrzahl Leinweber waren – , der 1834 im 92. Lebensjahr gestorben ist und auf dem Drebkauer Kirchhofe unweit der Schiebellhalle eine Ruhestätte gefunden hat. Nun aber hatte der sächsische Kriegs- und Kabinettsminister, General der Kavallerie Adam Burchardt Christoph von Schiebell, von 1776 bis 1796 Schloßherr von Drebkau, dazu von Golschow, Kausche, Steinitz, Domsdorf, Weißagk und Zwieto, ein Philanthrop (Menschenfreund) im Sinne Rousseaus und seiner deutschen Jünger, der Stadt Drebkau eine neue Schule geschenkt. Das neue Gebäude, massiv in der Nähe der Kirche und des Schlosses erbaut – es dient noch heute der Stadtals Schule – , hatte mit der Inneneinrichtung 4000 Taler gekostet. Weitere 5000 Taler hatte Schiebell auf einigen Gütern bei Görlitz als Schuld, deren Zinsen zur Unterhaltung der Schule für ewige Zeiten dienen sollten, festgelegt. Ein sechstes Tausend, ebenfalls eine Hypothek auf den Gütern bei Görlitz, war mit seinen Zinsen für die Grabstätte des Generals bestimmt; doch sollten zu erwartende Ueberschüsse auch der Schule zugute kommen. So waren fast 6000 Taler dazu bestimmt, die Zukunft der Schule zu sichern. Am 12. März 1796 starb Herr von Schiebell, ohne die Einweihung seiner mit soviel Opfern begründeten Schule erlebt zu haben; doch seine Erben, die Brüder von Ahrenstorff, besonders der ältere von ihnen. Andreas von Ahrenstorff, Schloßherr auf Drebkau, preußischer Oberstleutnant, wirkten weiter im Geiste des Verstorbenen. Ein zweiter Lehrer, Johann Gottlob Trepte, wurde berufen und sollte mit dem Kantor Fiedler zusammen an der Schule unterrichten aber weigerte sich, in die neue Schule zu ziehen und nach dem Plane des Schulpatrons von Ahrenstorff zu arbeiten. Es waren unerqickliche Irrungen. Generalsuperintendent Magister Gretsel sollte beide Schulen vereinigen, Eintracht zwischen den Lehrern sowie zwischen dem Schloßherrn und dem Kantor Fiedler schaffen. Noch vor der Ankunft des Generalsuperintendenten zog Fiedler in die neue Schule. Auf dem Schlosse und nach einer Revision in der Schule ließ es sich der Kommissar des Konsistoriums angelegen sein, den Streit zur Zufriedenheit zu regeln. Es ist ihm gelungen.

Nach einigen Jahren freilich war der Friede von neuem gestört. Ruhe wurde erst hergestellt, als Herr v. Ahrenstorff 1805 Fiedler endgültig vom Unterricht entfernte, indem er ihm dazu durch Gewährung von jährlich 50 Talern und 10 Klaftern Holz bewog. Er scheute außerdem die Anstellung eines zweiten Lehrers fast ganz auf eigene Kosten nicht. So hatte er zwei Lehrer zu unterhalten, den nicht mehr unterrichtenden Kanton Fiedler und einen Lehre Haustein aus dem Luckauer Seminar. Der Ahrenstorffisch gesinnte Kirchenchronist, ob Magister Friedrich Jakob Lehmann (von 1800 bis 1836 Pfarrer in Drebkau) oder Gerichtsdirektor Petrick steht dahin, wahrscheinlich der erstere, schreibt darüber: „Die erste partielle oder örtliche Widerwärtigkeit (der Chronist stellt die kleinen örtlichen Unstimmigkeiten zu den großen Napoleonischen Wirren der Zeit in Parallele, was für uns heute eines komischen Reizes nicht entbehrt. Der Verfasser) war eine abermalige Widersetzlichkeit des Cantor Fiedler, der nicht nach dem geänderten Lektionsplane unterrichten wollte. Möglichkeit vom Konsistorio unterstützt, zog sich seine nachteilige Teilnahme am Unterrichte in die Länge, und um das Gute schleuniger zu erzielen, entschloß sich Patron, des bösen versteckten Geiz zu nützen und dem Wohle des Ortes das Opfer zu bringen, durch 50 Taler jährlich und 10 Klaftern Holz, den tückischen Fiedler vom Schulunterricht ganz zu entfernen.“Wir Menschen der Gegenwart werden trotzdem nicht geneigt sein, diese Charakterisierung des Fiedler als berechtigt anzusehen, wenn wir die Haltung des Konsistoriums bedenken, vor allem aber im Hinblick auf Fiedlers Testament, worin er tausend Taler zu milden Stiftungen vermacht: 400 der Armenkasse, 200 der Kirche, 200 der Schule, 200 dem Hospital. Es fiel so auf, daß der spätere Kirchenchronist, Apotheker Bauer, es in der Chronik vermerkte. Dabei waren es noch nicht alle Stiftungen Fiedlers. Er hat auch seinen beiden Kollegen, dem schon erwähnten Trepte und dem Organisten Noack namhafte Summen gesichert. Die Schule hat bis zur letzen Geldentwertung die Zinsen der 200 Taler zur Anschaffung von Lehrmitteln gebrauchen können. Man muß staunen, wie Fiedler bei seinem immerhin geringen Einkommen zu solchem Wohlstande gelangt ist, daß er außer diesen milden Stiftungen seinen Nachkommen ein gutes Vermögen hinterlassen, außerdem schon zu Lebzeiten Geld ausleihen konnte, u.a. an Herrn von Köckritz auf Siewisch und an den damaligen Rittergutsbesitzer von Jehserigk. Die Erwartung des Schulpatrons von Ahrenstorff, daß der einige 60 Jahre alte Fiedler ihm durch einen baldigen Tod die freiwillig übernommenen Lasten wieder nehmen würde, ging nicht in Erfüllung. Erst 1834 starb Fiedler im 92. Lebensjahre. Ihm hat das Haus Nr. 5 in der Schiebellstraße gehört, jetzt Nr. 23.

2. Generalsuperintendent Gretsel hatte ferner den Auftrag, „die Liturgie bei den kirchlichenKatechisationen einzurichten, die Anmaßung des Cantoris in Bestimmung der abzusingenden Lieder sowohl dabey, als bei der öffentlichen Gottesverehrung, schlechterdings abzustellen, ob dem Lehrer Trepte nach dem Vorschlag des von Ahrenstorff die Haltung der öffentlichen Katechisationen ohnbedenklich gegen eine billige Vergütung übertragen werden könne, zu arbitrieren und nach Befinden das Erforderliche hierunter anzuordnen, bei entstehenden Zweifel aber zuförderst Anfrage anhero zu tun.“ Auch zwischen dem Geistlichen Magister Kühn (gestorben 1800 in Drebkau) und Fiedler gab es einen Streit, wobei es an beiden Teilen gelegen haben muß, denn der Konsistorialkommissar erhielt den ausdrücklichen Auftrag „den Pastor Kühn als Inspectorem Scholae zu gebührenden Fleiß in Besuchung der Schule und zu Wahrnehmung erforderlicher Würde und Ernstes in Handhabung der Schulrevisions- und Inspektionsgeschäfte anzuweisen.“ Gretsel entledigte sich seines Auftrages in einer Verhandlung auf dem Drebkauer Schlosse am 19. September nachdrücklich, „und gelobte Magister Oberpfarrer Kühn strafliche Verfolgung“, wie es in der Verhandlungsniederschrift heißt. Bis dahin wurden in der Drebkauer Kirche an Sonn- und Feiertagen nachmittags wendische Gottesdienste abgehalten, die aber nur noch wenig besucht wurden – heute spricht kein Mensch in Drebkau Wendisch – , so daß meißtenteils vor leeren Bänken gepredigt werden mußte. Jetzt wurden an Stelle der wendischen Gottesdienste öffentliche Katechisationen, eine Art von Kindergottesdiensten, eingerichtet, wobei Pfarrer und Lehrer beteiligt wurden. Eine bestimmte Liturgie wurde dazu festgesetzt. Nicht der Kantor sollte künftig die Lieder wählen, sondern der Pfarrer und Katechet, um dem Inhalt der Katechisation bei der Auswahl Rechnung zu tragen.

Zum dritten galt es, ein neues Gesangbuch einzuführen. Das war in Anbetracht des Festhaltens an alten kirchlichen Gebräuchen, die zumeist nicht nur Gewohnheit, sondern auch Herzenssache waren, nicht ganz einfach. Als der Generalsuperintendent am 19. September auf dem Schlosse die Sache mit den Bürgerrepräsentanten und Stadtältesten besprach, zeigten sie sich nicht abgeneigt, erklärten aber, nichts tun zu können, ehe sie sich mit den Bürgern besprochen hätten, und für den Fall der Zustimmung hatten sie betreffs der Armen Bedenken. Etwa 200 Bürger würden zu unbillig belastet, wenn sie sich ein neues Gesangbuch kaufen müßten, meinten sie. Man fand diese Zahl nicht zu hoch gegriffen. Gretsel stellte ihnen gegen 200 Gesangbücher vom Konsistorium , den Niederlausitzer Ständen und der Drebkauer Schloßherrschaft unentgeltlich in Aussicht. Damit sollten sie die Bedenken der Bürger zu zerstreuen suchen, und am nächsten Tage im Anschluß an die Schulrevision über den Erfolg ihrer Aussprache berichten. – Das geschah. Manche wußten nun zu erzählen daß sie Widerspruch gefunden hätten: „Einige hatten vorgestellt, daß die Alten aus dem alten Gesangbuche gesungen und selig worden, sie hofften es auch und wollten deshalb aus dem alten Gesangbuche singen.“ Auch der Kleine Druck der Buchstaben wurde bemängelt. Die Folge war, daß alle Bürger auf drei Uhr nachmittags aufs Schloß bestellt wurden, um gehört zu werden, ehe ein Entschluß gefaßt wurde. – Wiederum versammelten sich außer dem Hauptmann Andreas von Arenstorff der Bürgermeister Seydel, der Stadtrichter Brix, der Grichtsassessor Hausding, ferner Oberpfarrer Kühn, Kantor Fiedler, Lehrer Trepte, sechs Stadtälteste und diesmal außerdem über 100 Bürger vor dem Kommissar des Konsistoriums. Die gesamte Bürgerschaft zählte damals 156 Bürger. Als die vorher namentlich aufgeführten Personen ihre Zustimmung ausgesprochen hatten, wurden nach und nach immer je vier Bürger vorgelassen, um ihre Meinung vernehmlich zu sagen. 92 Bürger stimmten mit ja, und 12 machten kleine Einwendungen oder stimmten dagegen.Hierzu einiges im Wortlaut: „Krüger weiß wider das neue Gesangbuch nichts einzuwenden und wünscht bloß, aus dem alten singen zu können.“ – „Paulick verlangte die Beibehaltung des bisherigen hiesigen alten Gesangbuches deshalb, weil er selbst alt sei.“ – Einige sechs, darunter die in Drebkau heute noch bekannten Namen Zahn, Zschessnig d. Ae.- Neumann und Senkel wußten wider das neue Niederlausitzer Gesangbuch nichts einzuwenden, wünschten jedoch bei dem Gesangbuche, woraus bisher hier gesungen worden, und welches sie kannten, zu verbleiben.“ „Liebe wollte sich deshalb für das neue Gesangbuch nicht erklären, weil er blöden Gesichts und die Schrift drinnen nicht lesen könne.“ – Der 12. endlich, Welzke, sagte, „wenn man aus dem neuen Gesangbuche sänge, dem aller anderen unterschied, sollte er zur Rechenschaft gezogen werden. Aber nachmittags in der sechsten Stunde suchte er um einen neuen Vortritt nach und erklärte: Er habe heute nachmittags sich wegen des neuen Gesangbuches unanständig geäußert, welches ihn gereue, und es sei nicht so gemeint, als er sich ausgelassen, und bäte deshalb um Nachsicht. Welzke wurde von dem Kommissor seiner unanständigen Aeußereung wegen verwiesen und zu guter Ordnung und Bescheidenheit angewiesen. Von den Zustimmenden seien hier nur die Namen Auge, Neumann, Kühn, Zahn, Schober, Tonko, Bernhardt, Leißnig, Halling, Schmidt, Otto, Grimm, Textor, Schiemenz genannt, weil sie entweder bis vor kurzem hier ansässig waren oder auch heute noch hier wohnen.

So endete auch die Gesangbuchfrage für den Generalsuperintendenten befriedigend. Uns Menschen der Gegenwart wird der Aufwand an Zeit und Mühe in seinem richtigen Verhältnis zur Sache selbst zu stehen scheinen. Aber blicken wir nur in die heutigen Vereine und Versammlungen. Welch großer Aufwand um wirklich Nichtiges wird da nur zu oft nutzlos vertan, ohne daß die Beteiligten das Mißverhältnis merken. Wie wird die Zukunft über manches urteilen! Jede Zeit hat ihre Werturteile. So urteilen hier unsere Vorfahren über eine Angelegenheit, die ihnen mehr Herzenssache war, als sie es dem heutigen Geschlechte ist. Und was jene Männer um 1800 unter Leitung Gretsels in der Schulfrage verhandelten und gestalteten, z.B. die Vereinigung beider Schulen, wurde die Grundlage des heutigen Drebkauer Schulwesens.

4. Zwei   Schulstiftungen  in Drebkau

Die Schule zu Drebkau besitzt aus der Zeit vor fast hundert Jahren zwei Stiftungen, die nicht nur damals, sondern bis zum Weltkriege für sie von Bedeutung gewesen sind.

1. Um das Jahr 1830 lebte in Drebkau eine Witwe Frau Wilhelmine Gottliebe v. Pannwitz geborene v. Mühlen. Die Familie v. Mühlen, 1834 ein Hauptmann a. D. Leopold v. Mühlen besaß damals das bei Drebkau gelegene Rittergut Raakow. In der Erinnerung, die bei alten Drebkauer Bürgern noch nicht ganz erloschen ist, lebt Wilhelmine Gottliebe v. Pannwitz als eine freundliche kinderliebe Frau, die von ihrer Wohnung am Schlosse dem Treiben der Schulkinder gern zusah. Ihr Testament besagt dasselbe von ihrem Wesen. Sie vermachte am 8. Oktober 1829 der Schule 250 Taler. Von den Zinsen dieses Legates sollte jedes der Drebkauer Schulkinder am 31. März in jedem Jahre für einen halben Groschen alt courant Semmeln und Brezeln erhalten. Vier der fleißigsten Schüler, zwei Knaben und zwei Mädchen, und zwar je zwei aus den beiden Klassen der Schule, die damals nur zwei Klassen zählte, sollten am gleichen Tage mit Bücherprämien bedacht werden. Der Wert einer Bücherprämie in der Oberklasse war mit wenigstens 16 Groschen, der in der Unterklasse mit mindestens 12 Groschen anzusetzen. Für den ersten Lehrer wurden 1 Taler, 10 Groschen, für den zweiten 16 Groschen zum Frühstück bestimmt. Ersterer sollte dafür jährlich eine Abrechnung über die Verwendung der Zinsen fertigen und sie bei der Schulvisitation vorlegen. Was sodann noch von den Zinsen übrig bliebe, sollte von den Lehrern zur Anschaffung von Büchern und Landkarten, zum allgemeinen Gebrauche in der Schule verwendet werden.

Am 26. August 1834 ist Frau von Pannwitz gestorben und bestimmungsgemäß drei Monate, nach ihrem Tode fiel das Kapital der Schule zu. Testamentsvollstrecker war der Justizkommissarius Karl Friedrich Gottlob Petrick aus Drebkau, zur Zeit des Todes Erblasserin zu Muskau wohnend. Bis zum Jahre 1853 wurde das Legat bei der Haupt- Institutenkasse der Regierung zu Frankfurt a. O. verwaltet und dann dem Magistrat und dem Schulpatronat der Stadt Drebkau zur Verwaltung überwiesen. Während des Krieges wurde das Geld in Kriegsanleihe angelegt und hat so das Schicksal wie alle andern Kriegsanleihen erfahren. Für die Jahre von 1860 ab, von der Zeit des Ortsschulinspektors Pfarrer Student abgesehen, bis zur Zeichnung als Kriegsanleihe sind sorgfältige Abrechnungen mit Belegen über die Verwendung der Zinsen vorhanden. Sie beweisen, daß die Erblasserin Kindern und Lehrern – letztere erhielten die ausgesetzten Beträge schon lange vor dem Weltkriege nicht mehr ausgezahlt, veranlaßt durch die neueren Besoldungsgesetze – manche Freude bereitet hat und daß für Lehrmittel zuweilen auch noch eine Kleinigkeit abgefallen ist. Daß letzteres sehr nötig war, weiß jeder Kenner der dürftigen Schulzustände jener Zeit.

Das Grab der edlen Stifterin auf dem Drebkauer Friedhof ist noch heute erhalten. Es trägt ein gußeisernes Kreuz und ist mit Efeu bewachsen. In jedem Sommer wird es von den Schülern mit einem Kranze geschmückt, den sie selbst fertigen. Das Kreuz trägt die Inschrift: Wilhelmine Gottliebe v. Pannwitz geborene v. Mühlen, geb. den 31. März 1752, gest. den 26. August 1834. Auf der Rückseite liest man den treffenden Spruch: Der Preis ihres liebenden Waltens ist Liebe und Segen im Himmel und auf Erden. Vor einigen Jahren hat der Verfasser den Grabhügel erneuern lassen.

Dicht an der Kirche in Greifenhayn , überschattet von Flieder, steht noch das Denkmal, das sie ihrem schon 1808 als Besitzer von Radensdorf verstorbenen Manne errichten ließ.

2. Einen Monat nach Frau v. Pannwitz (24. September) starb im 92. Lebensjahre der Kantor Johann Christian Gotthelf Fiedler. Von seinem für einen Kantor damaliger Zeit beträchtlichen Vermögen vermachte er 1000 Taler zu wohltätigen Zwecken, darunter 200 Taler der Schule, wovon die Zinsen zum Besten der Lehrer für Schulbedürfnisse verwendet werden sollten.“ Diese reichen Stiftungen fielen derart auf, daß der Kirchenchronist, der Apotheker Bauer in Drebkau, ihrer in seinen knappen Notizen in der Kirchenchronik gedachte.

Es war aber weder für die Schule noch für die andern von Fiedler so wohl bedachten

Institute (Kirche, Hospital, Armenkasse) leicht, in den Besitz des Geldes zu gelangen. Die 1000 Taler hatte Fiedler schon vor Jahren an den Rittergutsbesitzer v. Oertzen auf Jehserigk verliehen. Herr v. Oertzen aber war sehr verschuldet und konnte das Geld nicht zurückzahlen. Er schlug vierteljährliche Rückzahlung in höhe von 25 Talern nebst Zinsen vor. Am 1. April 1835 wollte er damit anfangen, erbat aber später Fristverlängerung bis zum 1. Juli 1836. Die Frankfurter Regierung, Abteilung für Kirchen- und Schulwesen, genehmigte es auf Empfehlung des Calauer Landrates v. Stutterheim. Das unbedeutende Rittergut Jehserigk mit unvollständigem Inventar hatte 19000 Taler Hypothekarische und außerdem weitere Schulden, so daß bei einer Zwangsversteigerung bestenfalls die hypothekarisch gesicherten Gläubiger befriedigt worden wären. Da überdies der Landrat dem Herrn von Oertzen für einen redlichen zahlungswilligen Mann erklärte, der seine schlimme Lage nicht selbst verschuldet habe, konnte die Regierung nicht anders handeln, als die Vorschläge des v. Oertzen zu genehmigen. Sie war auch nicht abgeneigt, einen Teil der Verzugszinsen zu erlassen und dem Oertzenschen Antrage auf Herabsetzung des Zinsfußes von 5 auf 4 v. H. stattzugeben. Ein Erlaß der Regierung vom 23. Oktober 1838 an den Pfarrer Ende zu Drebkau läßt erklennen, daß es später doch zur gerichtlichen Einklagung des Kapitals gekommen ist. Die Schule ist in seinen Besitz gekommen.

Der Schreiber der Kirchenchronik Drebkaus für die Jahre um 1800 ist dem Kantor Fiedler nicht wohlgesinnt. Er nennt ihn einen Bösen und spricht von seinem versteckten Geiz. Doch das Urteil ist sehr mit Vorsicht aufzunehmen, offenbar zu hart, weil der Chronist auf der Seite des Schloßherrn und Schulpatrons v. Ahrenstorff steht. Fiedler lehrte an der Drebkauer Schule, die in einer Hütte untergebracht war, bis zum Jahre 1794 allein schlecht und recht, entsprechend seiner Zeit, wenig vorgebildet für seinen Beruf. Ein Seminar hatte er nicht besucht. Als nun der General v. Schiebell Drebkau eine neue Schule schenkte, die auf der Höhe ihrer Zeit stand, nach den Grundsätzen des Philanthropinismus arbeitete und einen zweiten, besser vorgebildeten Lehrer erhielt, gab es Widerstände von seiten Fiedlers. Nur nach heftigem Kampfe zog Fiedler in das neue Schulhaus, und schon einige Jahre später gab es neuen Streit, bis der Schloßherr v. Ahrenstorff ihn 1805 aus dem Amte drängte, ihm jährlich weiter 50 Taler und 10 Klafter Holz zahlend. Er dachte nicht, daß Fiedler noch fast 30 Jahre lang in dem Genuß der Bezüge bleiben würde. Fiedler war ein sparsamer Mann, der sein Gut zusammenhielt. Streng darauf bedacht, seine wirklichen und vermeintlichen Rechte als Kantor und Lehrer zu wahren, erschien er der Gegenseite, dem Pfarrer Kühn und der Schloßherrschaft, rechthaberisch und zänkisch. Die Haltung des Pfarrers war in dem Streit auch nicht immer würdig. Fest im christlichen Glauben, mit Dank gegen Gott, der ihn mit Gütern reichlich gesegnet habe – er hinterließ an 3000 Taler bares Geld, Haus, Garten u.a. – , ging er dem Tode ruhig entgegen, vorher seinen Nachlaß sorgfältig ordnend. Auch seinen beiden Kollegen an der Drebkauer Schule vermachte er 250 Taler, davon dem Lehrer Trepte, mit dem er an 40 Jahre friedlich gelebt, gearbeitet und manchen Dienst erfahren, 200 Taler.

Eine so genaue Nachweisung über den Verbrauch der Zinsen vom Stiftungskapital wie bei der Pannwitzstiftung habe ich nicht vorgefunden. Ich selbst habe über die Zinsen noch bis in die Inflationszeit der letzten Jahre zum Besten der Schule verfügt. Auch die Fiedlerstiftung wurde in Kriegsanleihe angelegt.

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Quellen: Akten der Schule zu Drebkau, besonders die beiden Testamente der Erblasser.

5. Zur  weiteren  Geschichte  der  Schule

Beschluß über Einrichtung der Drebkauer Schule im Jahre 1796

Nachdem für die hiesige neuerrichtete Bürger- und Industrieschule bereits die Lehrmethode festgesetzt worden.

So ist annoch hier wegen des Gehalts des Schulinspektors, der Lehrer und der Werkmeisterin an diesem Institut und sonst das Nötige anzuordnen.

Demnach wird hier mit vorgängiger Kommunication mit hiesiger Bürgerschaft festgesetzt, daß

1.

an dieser Bürger- und Industrieschule um den erforderlichen Unterricht sämtlichen schulfähigen Kindern gehörig geben zu können und wozu bisher ein Lehrer unzureichend gewesen, nunmehro zween Lehrer und eine Werkmeisterin angestellt werden soll.

a) der bisherige Kantor, Herr Fiedler, als erster Lehrer täglich fünf Stunden Unterricht in der Schule und nur der Sonnabend hiervon aus genommen bleiben, hiernächst

b) der zweite Lehrer, Herr Trepte, welcher bei sich ereigender Beförderung des Herrn Kantors des letzteren Funktion bekommt und deshalb E. Hochgeistl. Consitorio dieser Provinz zum Tentamine und Confrimation von der hiesigen Herrschaft präsentiert werden soll, ebenfalls fünf Stunden täglich Schuljugend unterrichten und

c) die Werkmeisterin Karoline Friederika Augusta Vollrathin fünf Stunden täglich

die Schulkinder in den vorgeschriebenen Kenntnissen unterweisen.

Und damit der Lehrer und Werkmeisterin der ihnen anvertrauten Jugend den Unterricht auch gehörig geben, so soll der Ortsgeistliche, dem vom Patrono die Aufsicht und Inspektion über diese Bürger- und Industrieschule aufgetragen wird, nicht nur wöchentlich einmal so thanes Institut revidieren, sondern auch daß die Lehrer sich der zweckmäßigen Lehrmethode in Vigilieren und den Fehlenden zurecht weisen. Nun aber auch

2.

einen hinreichenden Fond zu Galarierung des Schulinspektoris, der Lehrer und der Werkmeisterin, sowie zur Unterhaltung des Institutsgebäudes selbst, gestalten zu des letzteren Reparaturen und neuen Bauten der Bürgerschaft allhier blos und allein die Handdienste unentgeldlich leistet ingleichen zu Uebertragung der ärmeren Schulkinder deren Eltern das Schulgeld aufzubringen unvermögen zu haben, so sollen hier zu

1) die Zinsen derjenigen Kapitale an 5000 Thalern so unablegbar auf den Uechtritzschen Gütern im Markgraftum Ober- Lausitz haften, jährlich 175 Thaler betragend, sodann

2) die Zinsen von 1000 Tr.—Kapital, welche ebenfalls unablegbar auf den Uechtritzschen Gütern stehn, an 35 Thalern jährlich,

3) die Revenüen, so aus den Arbeiten der Schulkinder unter Aufsicht der Werkmeisterin, wobei jedoch kein Zwang stattfindet,

4) diejenigen sechs Pfennige, welche die Schulkinder, in den letzten Klassen wöchentlich mehr geben, als die in der ersten Klasse in maßen die in der ersten Klasse wöchentlich sechs Pfennige und die in der letzten einen Groschen Schulgeld entrichten, übrigens aber kein Honorarium für Privatstunden, als welche nunmehro bei einem zweckmäßigen öffentlichen Unterricht unnötig sein, erlegen und nur noch jegliches Schulkind außer obigem Schulgelde von Michaelis bis Ostern jährlich 6 Groschen Holzgeld entrichten.

5) Das Kaufgeld so aus den öffentlich zu versteigernden Baumaterialien des bisherigen alten Schulhauses, davon der Platz selbst, worauf solches dermahlen stehet, der Herrschaft allhier zufällt, um nach Gefallen damit als mit Ihrem wohlerlangten Eigentum um zu Gehen und zu Gebahren gelöst wird, verwendet werden,

Und erhält.

a) Der Schulinspektor jährlich 6 Thaler

b) Der erste Lehrer, Herr Kantor Fiedler, den mit hiesigen Kantorat verbundenen Dienstgenuß, wie er solches bisher gehabt, führet die Rechnung über Einnahmen und Ausgaben obiger Revenüs des Instituts und übergibt am Schlusse jedes Jahres diese Rechnung der Herrschaft zur Durchsicht und darauf zu resolvierender Abnahme und Justifikation, übrigens bekommt er jährlich 12 Thlr. zur Haltung einer Magd, welche den 2. Lehrer mit aufwarten. sein Zimmer, sowie die Lehrsäle reinlich hält, das Essen und Trinken für ihn sowie die Heizung der Oefen besorgt,

c) der Lehrer Herr Trepte monatlich 10 Taler und

d) die Werkmeisterin monatlich 3 Thaler, und gleich wie nun auch die Schiebells Ruhe von den Zinsen der 1000 Thaler Kapital, so auf den Uechtritzschen Gütern, unterhalten werden soll. Also hat der Gerichtsdirektor allhier nicht nur diese Schiebells Ruhe auf hiesigem öffentlichen Begräbnisplatz, sondern auch das Institutsgebäude in genauen Augenschein zu nehmen und die von Zeit zu Zeit bemerkten Mängel zur schleunigen Reparatur anzuzeigen, nicht weniger der Institutsrechnung, wenn ihnen solche von der Herrschaft zur Abnahme übergeben wird, gehörig durchzugehen, wofür derselbe jährlich fünf Thaler, ebenfalls aus der Institutskasse bekommt. Urkundlich ist gegenwärtig Urkunde von dermaligen hiesigen Herrschaft, sowie von den die Bürgerschaft repräsentierenden Ausschußpersonen und Gewerksmeistern eigenhändig unter Vordruckung ihrer Wappen und führlichen Pitschafte unterschrieben worden.

So geschehen Drebkau, am 17. Dezember 1796.

L.S.

Andreas von Ahrenstorff senior

Christian Neumann, Johann Gottfried Schober, Martin Zeschnick, Christian Gottlob Tonko, Johann Gottlob Zahn, Johann Gottlob Kühn

als Stadtältesten

L.S.

Die Ahrenstorffische Gerichte

August Friedrich Schmerbauch justitiar

Christian Friedrich Haußding als gerichts- Aßessor. “*)

Johann Traugott Brix als Stadtrichter

Johann Friedrich Leißnig, Christian Gottlob Schmidt. Beide Aeltesten der Schuhmacher.

Gottlieb Schenker als Obermeister der Garnweber.

Johann Friedrich Müller, Christian Gottlob Tonko, Handwerksmeister der Schneider.

Johann Friedrich Pöschick als Nebenältester.

Johann Martin Fitzner, Oberältester der Fleischhauer.

Christian Jakubach, Nebenältester.

Christian Friedrich Haußding, Obverältester der Kürschner.

Johann Gottfried Lehmann, Nebenältester.

———————-

*) Gerichtsassessor hier = Beisitzer auf dem Gericht.

*

Johann Gottlob Trepte, Kantor und erster Lehrer zu Drebkau in der Diöres Calau, gestorben den 30 sten Januar 1842.

geboren am 16. August 1773 zu Grünberg bei Dresden, erhielt er seine Bildung für das Schulfach in dem Seminar zu Friedrichstadt-Dresden in den Jahren 1790 bis 1794. Hier wurde er von dem Director Nicolei dem Sächsischen Kabinettsminister und General der Kavallerie 26. von Schiebell empfohlen, welcher damals in dem Städtchen Drebkau, für dessen Wohlfahrt er als Gutsherr mit wahrhaft väterlichem Sinn Sorge trug, eine neue Schulanstalt aus eigenen Mitteln gegründet und mit einem bedeutenden Fond versehen hatte. In dieser Schule nun wirkte Trepte seit 1794 als zweiter, bald darauf als erster Lehrer; zugleich bekleidete er an der dortigen Kirche vom Jahre 1807 an das Organistenamt und vom Jahre 1836 an das Kantorat.

Eine glücklichere Wahl hätte der Minister, der bei seinem edelmütigen Unternehmen besonders beabsichtigte, die zu jener Zeit eine Epoche in der Pädagogik begründenden neuen Prinzipien und Methoden in das Drebkauer Schulwesen einzuführen, nicht treffen können, als indem er jenen Mann berief, der, eingedrungen in den Geist der neuern Pädagogik, unterstützt durch eine seltene intensive Bildung und begeistert für seinen Beruf, mit überraschendem Erfolge wirkte, und später mit einem tüchtigen Collegen verbunden, die Schule zu einer erfreulichen Blüthe erhob, sa daß sie eine zeitlang als ein Muster für Schulen dieser Art betrachtet werden konnte. Trepte`s Unterricht zeichnete sich durch besonnene, würdevolle Ruhe, durch Klarheit, Einfachheit und katechetische Gewandheit aus, wie denn auch Katechisationen, die er in den Druck gab, ehrende Anerkannung fanden. Dabei beseelte ihn eine väterliche Liebe und Milde gegen seine Schüler, welche auch bei den Strafen durchleuchtete und ihnen einen wohltätigen Erfolg sicherte. Durch seine vielseitige Bildung, die er mit regem Geiste fortwährend zu erweitern strebte und die ihn von todtem Mechanismus fern hielt, durch seine gemüthliche Heiterkeit, welche er trotz mancher harten Prüfungen sich bewahrte, durch seine rege Teilnhame an den Interessen der Menschheit sowie der Einzelnen ihm nahe stehenden, gewann er sich allgemeine Liebe und Achtung, und war in allen geselligen Kreisen eine willkommene Erscheinung.

In den letzten Jahren seines Lebens war eine Abnahme seiner Kräfte sehr bemerkbar, und seine Gesundheit wurde mehrmals durch bedenkliche Zufälle gestört, bis gegen den Herbst des Jahres 1841 ein Schlagfluß seiner amtlichen Thätigkeit plötzlich ein Ziel setzte und ihn auf das Krankenlager warf, von dem er nicht wieder erstehen sollte. Rührend aber war es, wahrzunehmen, mit welcher Ergebung und Gelassenheit, ja Heiterkeit er sein langwieriges Leiden ertrug, und wie er, so oft das Glockengeläut zur Schule oder zur Kirche rief, sich aufmachen und an sein gewohntes Werk gehen wollte. Er hinterläßt eine Witwe, mit der er 38 Jahre in glücklicher Ehe gelebt, und 5 Kinder, für deren Erziehung und Ausbildung er mit Treue und Aufopferung gesorgt hatte.

Originalabschrift aus dem Kalender für Schullehrer und

Geistliche evangelischer Konfession des Jahres 1843 (?)

*

Aus dem Jahre 1798.

L e h r – P l a n

der Ersten Klasse, oder der jüngeren Zöglinge

Stunden

Bey Herrn Trepte

Beym Kantor

H. Fiedler

B. H.

Trepte

B. C. H.

Fiedler

B. H.

Trepte

B. C. H.

Fiedler

Montag

Dienstag

Mittwoch

Donnerstag

Freitag

Sonnabend

Von 8 bis

Religiöse und moralische Unterredung

Catechismus-

Unterricht

Gespräch

wie Dienstags

wie Montags

Sprüche und Verse auswendig lernen

9 bis

Die großen schreiben, die kleinen buchstabieren

Rechnen, buchstabieren

Rechnen, buchstabieren

wie Dienstags

wie Montags

Die großen schreiben, die kleinen buchstabieren

10 Uhr

Die größeren lesen, die kleineren hören zu oder gehen zur Werkmeisterin

wie Montag

wie Montag

wie Dienstags

wie Montags

wie Dienstags

11

Näh-

Strick-

und

Spinn-

Stun

den

1

Schreiben, buchstabieren

Lesen

Frei

wie Montags

wie Dienstags

Frei

2

Lesen

Rechnen, buchstabieren

wie Montags

Schreiben, buchstabieren

Andreas von Ahrenstorff Senior

Qua Patronus Scholae.

Aus dem Jahre 1798

L e h r – P l a n

der Zweiten Klasse, oder der größeren Zöglinge

Stunden

Bey den Kantor Fiedler

Bey den

H. Trepte

B. d.C. H.

Fiedler

b. H.

Trepte

B. d. C. H.

Fiedler

b. H.

Trepte

Montag

Dienstag

Mittwoch

Donnerstag

Freitag

Sonnabend

Von 8 bis

Religions Unterricht, Erklärung der Bibel

Religions Unterricht, Moral und Sittenlehre

R. U.

Catechismus

R. U.

Menschen Geschichte

R. U.

Catechismus

R. U.

Erklärung des Evangeliums

9 bis

Lesen

Lesen im Rochowschen Kinderfreund oder im Volks- und Hilfs- Büchel

Examien

Lesen im Gesundheits Catechismus

Lesen

Kopfrechnen

10 Uhr

Rechtschreibung oder Orthographie

Natur Lehre

Lesen

Schriftliche Aufsätze

Singen

Erklärung eines Liedes

11 Uhr

Näh-

Strick-

und

Spinn-

Stun

den

Von 1 bis

Schönschreiben, oder Calligraphie

Schönschreiben

Frei

Korrektur der Aufsätze

Schönschreiben

Frei

2 Uhr

Vaterlands

Geschichte

Geographie und Unterredung

Natur-Geschichte

Gespräch oder Erklärung gemeinnütziger Dinge und Vorfälle

Andreas von Ahrenstorff Senior

Qua Patronus Scholae

———————————————————————————————————————————————————-

In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ist die Schule mit zwei Lehrern besetzt gewesen. 1842 wünschte die Stadt einen dritten Lehrer statt der Werkmeisterin war damals seit einigen Jahren vom Patron eingezogen, und auch sonst wurde nicht der Gesamtertrag der Schiebellstiftung für die Schule verwandt. Erst auf eine Beschwerde der Stadt sorgte die Regierung für Ordnung. 1845 erkannte die Regierung an, daß ein dritter Lehrer nötig war. Es wurde seine Anstellung beschlossen. Sie sollte nach einer Regierungsverordnung am 1. Oktober 1846 erfolgen. 1856 hatte die Schule zwei aufsteigende Stufen und drei Klassen, nämlich eine untere gemischte Klasse mit Kindern bis zu 9 oder 10 Jahren und zwei nebengeordnete obere nach Geschlechtern geschiedene. Ihrem Stufenaufbau nach war sie gegen die Zeit Schiebells nicht fortgeschritten, und die geldliche Unterhaltung beruhte noch zum großen Teil auf Schiebells Stiftung. Er selbst hatte drei aufsteigende Klassen als die beste Einrichtung angesehen und wollte noch eine Arbeits- und Industrieschule angliedern. Unter Ahrenstorff aber bekam die Schule, wie der Stundenplan zeigt, eine etwas andere Gliederung. Erst 1864 zur Zeit des Kantors Holla erhielt sie drei aufsteigende Stufen mit durchweg gemischten Klassen.

Als Nachfolger des schon genannten Lehrers Trepte wirkte Kantor Zech. Johann Samuel Zech, geboren 7. Mai 1814, gestorben am 26. August 1858. Sein Grabstein auf dem Kirchhof in Drebkau unweit der Schiebellhalle war 1918 noch leserlich. Nach Mitteilung seines Schülers, des Ratsmannes und Drebkauer Ehrenbürgers Maltusch, ist er von einer Konferenz in Petershain krank heimgekehrt und bald darauf gestorben. Besonders wird hervorgehoben, Bürgerwehrleutnant gewesen ist. Jedenfalls war er ein angesehener Mann. Seine Nachfolger als Schulleiter waren bis 1. Dezember 1877 Gottlieb Theobald Emil H o l l a, bis 1. April 1900 Oskar B a h r, bis 1. Oktober 1912 Maximilian C u n o, bis 31. Dezember 1913 Bruno S t o c k, vom 1. April 1914 ab der Verfasser. Eine Schulchronik berichtet von 1875 ab über die Vorgänge in der Schule.

Die zweiten Lehrer, die Organisten, haben oft gewechselt. Seit 1875 sind sie wie alle andere Lehrkräfte in der Chronik der Schule vollzählig aufgeführt, aus der früheren Zeit sind einige in den Schulakten verzeichnet. Ich erwähne hier den Organisten Noack, der auf dem hiesigen Friedhof begraben liegt, geboren am 27. Mai 1802, gestorben 29. Januar 1853.

Sein Sohn war der Schulrat und Seminardirektor Noack in Neuzelle. Kaufmann Heinsius aus Drebkau, der Schwiegersohn des Bürgermeisters Friedrich Otto, hatte es ihm ermöglicht Theologie zu studieren. Auch andre erfreuten sich der Unterstützung des Heinsius, der das Haus Nr. 90 in der Hauptstraße, wo sich jetzt die Apotheke befindet, besaß. Ferner liegt auf hiesigem Friedhof der Organist C. Th. Holla, geboren 22. Juli 1830, gestorben 5. Mai 1864 neben zwei anderen Lehrern Holla, die aber nicht in Drebkau angestellt gewesen sind. Die Schwindsucht raffte sie früh dahin. Ihre Grabsteine sind heute zum Teil noch erhalten. Die dritten Lehrer wechselten wegen der schlechten Besoldung noch häufiger als die zweiten, die sich durch ihr Organistenamt immerhin einer wenn auch nur sehr mäßigen Aufbesserung erfreuten.

Im Jahre 1875 erhielt die Schule eine vierte Klasse. Es waren aber nur drei Lehrer angestellt. Ostern 1900 wurde eine fünfte Klasse eingerichtet und der vierte Lehrer angestellt. Im Jahre 1901 wurden die Kinder aus Grube Volldampf (später Merkur genannt) ausgeschieden und der neu gegründeten Schule in Jehserigk überwiesen. Seit 1903 wird in Drebkau katholischer Religionsunterricht durch den Kaplan aus Cottbus erteilt und zwar wöchentlich an einem Nachmittag zwei Stunden lang. Im Verwaltungsstreitverfahren wurde Drebkau gezwungen, die jährlichen Unkosten von 150 Mark aufzubringen, wovon ihm allerdings ein Teil durch Beiträge der die Kinder entstehenden Schulverbände ersetzt wird. Der später erweiterten Religionsstation für die katholische Minderheit gehören außer Drebkau an: Siewisch, Laubst, Schorbus, Rehnsdorf, Jehserigk, Steinitz und Greifenhain. Zur Zeit entrichten sie jährlich 6,70 Mark je Kind an die Drebkauer Schulkasse. Die Zahl der katholischen Kinder aus der Stadt liegt immer zwischen 10 und 20. Die Vergürung an den Kaplan beträgt 250 RM seit dem 1.4.1928. Ueberdies hat die Regierung für 1928 noch 100 RM gegeben. (Seit Januar 1938 erteilt ein Lehrer aus Neupetershain den Unterricht.) Am 1. August 1904 wurde die Schule sechsklassig, und zum Neujahr darauf erhielt sie den fünften Lehrer. Die sechste Lehrkraft, eine Lehrerin, wurde am 1- Oktober 1910 angestellt, und die Schule wurde dauernd siebenklassig, wie sie es schon einmal 1905 ein Jahr lang gewesen ist; doch blieb sie noch bis Ostern 1918 sechsstufig. Die siebente Lehrkraft kam 1. Juni 1919. Nach einem halben Jahrhundert erreichte sie nun wieder einmal den normalen Zustand, daß die Lehrerzahl der Klassenzahl entspricht.

Zur Zeit des Kantors Zech um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren 180 Schüler vorhanden, 80 in der gemischten Unterklasse und je 50 in den darauf sich aufbauenden nach Geschlechtern getrennten Klassen, also waren sehr hohe Klassenziffern. Es bedurfte stets des Drängens der Schulaufsichtsbehörde, bis neue Klassen eingerichtet wurden; Drebkau ging, mit andern Orten verglichen, darin nur sehr langsam vorwärts. 1876 besuchten 226, 1901 280, 1918 394 Kinder die Schule. Die Höchstzahl, die bisher erreicht wurde, war 402. Im Jahre 1927 (1. Februar) betrug die Schülerzahl nur 260. Eine Folge des Krieges! Die Zahl wird steigen. Ob aber die schon genannte Höchstzahl wieder erreicht wird, wenn dieEinwohnerzahl sich nicht vermehrt, muß bezweifelt werden, da gewiß auch Drebkau an dem allgemeinen Geburtenrückgang in Deutschland teilhaben wird. Anders käme es freilich, wenn durch Hinzukommen neuer Erwerbszweige die Einwohnerzahl des Ortes stiege. In den angeführten Schülerzahlenstecken auch einige Fremdenschüler, die aus den umliegenden Dörfern gegen Entrichtung eines Fremdenschulgeldes die Schule besuchen. Es beträgt seit 1926 jährlich 36 R.M., seit 1928 48 R.M. Früher wurden 16 Mark erhoben.*) Es sind stets 10 bis 20 Fremdenschüler zu verzeichnen. Knaben und Mädchen sitzen in allen Klassen zusammen.

Im Jahre 1905 wurde für den Sommer der un geteilte Unterricht eingeführt, von 1915 ab auch im Winter beibehalten. Die Kinder erhalten Unterricht im Sommer zwischen 7 und 12, im Winter zwischen 8 und 1 Uhr. Die beiden Oberklassen oder wenigstens die oberste müssen daneben noch an einem Nachmittag unterrichtet werden, damit die vorgeschriebene Stundenzahl von wöchentlich 30 bis 32 Stunden herrauskommt.

*) Seit 1937 ist die Erhebung von Fremdenschulgeld gesetzlich untersagt.

Der kirchliche Konfirmandenunterricht fällt seit Menschengedenken in die schulfreie Nachmittagszeit.

Mit der Anstellung des Verfassers als ersten Rektors in Drebkau wurde die hiesige vom Pfarrer geübte Ortsschulinspektion aufgehoben und die Schule dem Kreisschulinspektor, jetzt Schulrat genannt, unmittelbar unterstellt, bis zum 1. Oktober 1920 dem in Senftenberg, wo sich seit 1910 eine hauptamtliche Kreisschulinspektion befindet, dann der neueingerichteten in Calau. Vorher war auch die Kreisschulaufsicht nebenamtlich in geistlichen Händen. In Drebkau wurde sie jahrzehnte hindurch von Landgeistlichen ausgeübt, so von dem Pfarrer Schmidt in Pritzen und dem Pfarrer Lindenberg in Laasow. Die Einrichtung der Senftenberger Kreisschulinspektion war der hiesigen Schule sehr förderlich, zumal sich damals Schulleitung und Ortsschulinspektion in Händen von Männern befanden, die nicht in der Lage waren, die Schule ausreichend zu fördern.

Jetzt (1927) arbeitemn an der Schule 1. Rektor Joh. Gardiewski, geboren 27. Juni 1887 2. Konrektor Hugo Meißner (geb. 14. März 1871) 3. Lehrer Hermann Mielisch (geb. 6. März 1866), 4. Lehrer Helmut Meißner (geb. 3. Juli 1893), 5. Lehrer Georg Willnow (geb. 17. Mai 1899) vertretungsweise für den an eine deutsche Schule in Quito in Equador beurlaubten Lehrer Huras, der allerdings in Drebkau noch nicht tätig war, 6. Lehrerin Helene Franke (geb. 6. November 1886), 7. die Lehrerin Frieda Raschke (geb. 14. Juni 1899). Sehr lange waren in Drebkau tätig Lehrer Hermann Kümmel (bis 1917) und Konrektor Paul Stein (bis 1924), letzterer 34 Jahre.

Der innere Wert einer Schule hängt in der Hauptsache von ihren Lehrern ab. Die Entwicklung schreitet in Wellenbergen und –tälern vorwärts. So war es auch hier. Das Gesamtergebnis bedeutet ein Aufwärts. In den letzten Jahren Treptes hatten manche Drebkauer Bürger so wenig Vertrauen zur Schule, daß sie ihre Kinder nach Leuthen zur Schule schickten So ist der im Alter von 96 Jahren 1924 verstorbene Stadtrat August Neumann als Knabe nach Leuthen zur Schule gelaufen. 1859 fiel es auf, daß nicht wenige Kinder nach Steinitz zur Schule liefen. Verschiedene der hiesigen Steinitzer oder Drebkauer Geistlichen unterhielten eine Privatschule. es galt, Knaben für die höhere Schule vorzubereiten; allein auch Mädchen wurden aufgenommen. Waren Geistliche zu dieser Arbeit nicht zu bewegen, so kam es auch vor, daß ein Privatlehrer sie übernahm. Um 1910 herum, etwa vier Jahre hindurch bestand auf dem Schlosse ein Landerziehungsheim, geleitet von Fräulein Winkelmann, die später nach Birkenwerder im Bezirk Potsdam verzog und die nach dem Umsturz von 1918 der Minister Hänisch ins Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung berief, wo sie eine Zeitlang Volkshochschulfragen bearbeite. Wenn man mit Drebkauern über diese Episode spricht, so wird einem von den Söhnen Karl Liebknechts erzählt, die in dem Heim gewohnt haben, wie von einer den hiesigen Einwohnern auffälligen Art, sich aufzuführen, seitens der Leiterin und ihrer Gehilfen und Zöglinge. Es mögen das Heim durchschnittlich etwa 12 bis 15 Schüler von auswärts und hier besucht haben. Warum die Anstalt nicht zu halten war, steht dahin. Bekannt ist, daß die Leiterin auch in Birkenwerder mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. – In unsrer Zeit liegt kein Grund vor, eine Privatschule zu eröffnen. Die gute Bahnverbindung gibt Gelegenheit zum Besuch der dortigen höheren und mittleren Schulen, ohne daß die Kinder in Pension zu gehen brauchen. Auch ist unser Ort zu klein, gute, leistungsfähige gehobene Klassen irgend welcher Art der Volksschule anzugliedern. Ich habe es daher stets abgelehnt, diesem Gedanken oder dem einer Privatschule nachzugehen, wenn er mir wie beispielsweise gleich 1914 nach meinem Dienstantritt hier von einem Ratmann und dem Stadtverordnetenvorsteher aus Erwägungen nichtsozialer Art nahegelegt wurde.

Belief sich der Haushaltsplan der Schule im Jahre 1845, als es sich um Errichtung einer dritten Stelle handelte, auf etwa 600 Taler an Einnahme (davon 180 Taler aus der Schiebellstiftung, 280 Taler Schulgeld – die kleinen Kinder jährlich einen, die großen zwei Taler – 45 Taler Holzgeld u.a.) so stieg er 1926 auf rund 30 000 Mark, wovon nach Abzug der staatlichen Beihilfen und anderer Einnahmen 15 800 auf die Stadt und 439 Mark auf Gut Drebkau entfielen. 1928 schließt der Schuletat mit fast 40000 R.M. ab. Stadt und Gut bringen über 21000 R.M. auf. In diesen Zahlen spiegelt sich der äußere Fortschritt wieder.

Es mag hier nur einiges erwähnt werden, was als Fortschritt seit 1914 zu verzeichnen ist: Mancherlei Reparaturen an dem 130 Jahre alten Schulhause, darunter neues Dach, neue Zäune, neue Dielen in den meisten Räumen, tägliche Reinigung statt des bloß wöchentlich zweimaligen Fegens der Schulräume, reiche Ausstattung mit Lehrmitteln, z.B. mit einem Klavier und einem Lichtbildwerfer, Ausgestaltung von Schüler- und Lehrerbücherei, Einrichtung eines Lehrer- und eines Lehrmittelzimmers, die bisher fehlten, Verwandlung des sechsstufigen in einen siebenstufigen Aufbau, Anstellung einer siebenten Lehrkraft, Einrichtung eines siebenten Klassenraumes in einem Hause des Schloßbezirkes neben der Schule, Schülergemüsegarten, Einrichtung von fünf statt zwei Klassen für Nadelarbeit der Mädchen u.a. 1863 bezeichnete man im Stadtverordnetenkollegium gemalte Stuben in der Schule als Luxusausgaben. Ein achtstufiges System bei einer achtjährigen Schulzeit das Natürliche, empfielt sich für eine so kleine Schule wie die hiesige nicht, weil die Zahl der Schüler in der Oberklasse nur gering wäre, etwa 10 bis 15. Bekäme die Schule im Laufe der Zeit mehr Klassen, als sie jetzt hat, so müßte auch eine achte Stufe als Oberklasse eingerichtet werden. Seit etwa 1900 verlangte die Regierung immer dringender nach einem neuen Schulhaus. Der Krieg hemmte die Ausführung. Noch heute ist die Frage ungelöst.

Eine g e w e r b l i c h e B e r u f s s c h u l e bekam Drebkau erst Ostern 1920. Auf Einladung der städtischen Körperschaften hielt der Verfasser im Winter Anfang 1919 einen Vortrag über die Eionrichtung einer für die Stadt geeigneten Berufsschule, auf die der damalige Stadtverordnete Wilhelm Zwirner besonders hinwirkte. Sie wurde zum 1. April 1920 beschlossen, von dem Verfasser eingerichtet und zwei Jahre geleitet. Dann übernahm Lehrer Hugo Meißner die Leitung. Aber nach einem Jahr ging sie in der Zeit der Geldentwertung ein. Sie umfaßte drei aufsteigende Klassen mit Jünglingen gemischter Berufe im Alter von 14 bis 17 Jahren und eine Zeichenklasse. 1928 wurde sie auf Kosten des Kreises wieder eröffnet.

Zu den vorher erwähnten Schulstiftungen kam im November 1928 eine weitere, die für die Zuklunft der Schule von größtem Werte sein wird. Der Bäckermeister Wilhelm Opitz und seine Ehefrau Anna übereigneten der Schule ein Stück Land an der Spremberger Chaussee 0,8352 Hektar groß. Darauf soll, sobald sich die Notwendigkeit ergibt, eine neue Schule erstehen. Die Stifter erhalten bis zu ihrem Lebensende jährlich den jetzigen Nutzungswert von 600 Reichsmark vom Schulverbande, außerdem 4000 Reichsmark für die Gebäude auf dem Grundstück. Die Stiftung soll dem Andenken ihres einzigen Sohnes Wilhelm Opitz, dienen. Dieser, zunächst Kaufmann, dann Mitinhaber der Glashütte Opitz, Mudrack u. Co., starb, ohne sein Vorhaben, sich auf jenem Acker ein Haus zu bauen, ausgeführt zu haben. Nach langen, umständlichen Verhandlungen, wobei mich vor allem der Konrektor im Ruhestande Paul Stein tatkräftig unterstützte , konnte ich am 3. November 1928 ein notarielles Vertragsangebot für den Schulverband entgegennehmen. Am 19. November stimmte der Schulvorstand zu, und bald darauf erfolgte die gerichtliche Uebereignung. Seit 1900 bis zum Weltkriege, der eine neue Lage schuf, drängte die Regierung auf einen Neubau und riet schon 1910, die alte Schule zu verkaufen und einen neuen Bauplatz zu erwerben. Die für Drebkau recht schwierige Platzfrage ist nun glücklich gelöst worden. (Abgeschlossen 1928)

6. Schuleinweihung  in Drebkau (29. Oktober 1937)

Der in Drebkau von allen auswärtigen Zeitungen am moisten gelesene “Cottbuser Anzeiger” brachte darüber folgenden kurzen zutreffenden Bericht:

„Das in den Jahren 1791 – 1793 von General und Kabinettsminister von Schiebell erbaute und der Stadt geschenkte Schulhaus genügte seit langem nicht mehr seinen Aufgaben. Es wurde daher 1936 und 37 umgebaut und erweitert. Nun konnte es geweiht werden. In der festlich geschmückten Aula begann um 11 Uhr eine schlichte, würdige Feier. Eingeleitet wurde sie durch die beiden von den Oberklassen unter Leitung von Lehrer Kietzke gut gesungenen Lieder: „Erde singe, daß es klinge, laut und stark dein Jubellied!“ und „Deutschland, o heiliger Name!“ Dazwischen sprachen zwei Schüler der ersten Klasse die Gedichte: „Wir alle, durch Blut und Boden vedrwandt, wir pflügen alle dasselbe Land“, und die „Hymne an Deutschland“: „Nun will ich aufflammen und dein Lied singen, Deutschland!“

Bürgermeister Dunkel begrüßte die Erschienenen, darunter Oberregierungs- und schulrat Padderatz aus Frankfurt a.O., Regierungsassessor Dr. Albrecht als Vertreter des Landrates in Calau, Kreisschulrat Merker in Spremberg für den erkrankten Kreisschulrat Wagner in Calau, erzählte vom Neubau und seiner Finanzierung, dankte den Behörden für die Unterstützung und allen, die an den Arbeiten beteiligt waren, auch einigen Spendern von Geld und Bildern. Zuletzt übergab er die Schule in die Hände ihres Leiters Rektor Gardiewski. – Oberregierungsrat Padderatz überbrachte die Grüße des Regierungspräsidenten und der Regierungsschulabteilung und sprach zu den Festteilnehmern, Erwachsenen und Kindern, in geistvoller Weise von Arbeit und Leben im alten und im neuen Schulhause. Er schloß mit dem Sieg – Heil auf Führer und Vaterland, woran sich die Nationalhymnen schlossen. – Nun entrollte Rektor Gardiewski als bester Kenner der städtischen Geschichte, die er zum großen Teil erst selbst erforscht hat, den Anwesenden, zumeist ehemaligen Schülern Drebklaus, in dreiviertelstündiger Rede, ein anschauliches und eindrucksvolles Bild der Schule von ihren in Dunkel gehüllten Anfängen bis auf den Tag der Weihe, dankte dem Bürgermeister, würdigte das Erreichte als wichtiges Glied in der Kette einer langen Entwicklung und zog die verpflichtenden Forderungen für alle an der Schule arbeitenden Lehrkräfte. – Glückwünsche des Ortsgruppenleiters der NSDAP und des Ortspfarrers schlossen sich an. Eine Besichtigung bildete den Abschluss.

Die Vertreter der Behörden und ein Teil der geladenen Gäste vereinigten sich um 13 Uhr für einige Stunden zu einem Mittagessen im Hotel „Drei Kronen“.

Zwei ehemalige Schüler bedachten die Schule mit wertvollen Bildern, die nun den Festsaal der Schule schmücken. Kaufmann Joh. Neumann aus Drebkau stiftet Adolf Menzels „Flötenkonzert von Sanssuosi“, Fitzner in Berlin ein Führerbild.

Schon einige Tage zuvor hatte der Bürgermeister öffentlich zu einer Besichtigung eingeladen, woran viele Einwohner teilnahmen. Die Führung schloß mit Ansprachen des Bürgermeisters und des Rektors in der Aula. Diese wie auch die Besichtigung am Tage der Weihe hinterließen die besten Eindrücke von dem Geschaffenen. Die Schule ist wirklich anders und, was entscheidend ist, viel, viel schöner und besser geworden. Sie wird nach menschlichem Ermessen für lange Zeit allen Anforderungen genügen.“

*

Die Reden des Bürgermeisters und des Rektors folgen hier im Wortlaut nach dem „Drebkauer Anzeiger“.

Die  Ansprache  des  Bürgermeisters

„Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich begrüße die Herren Vertreter Aufsichtsbehörden, alle auswärtigen Gäste und meine werten Mitbürger. Es ist mir eine große Freude und eine besondere Ehre, Sie alle hier versammelt zu sehen. Für ihre Teilnahme an der Festveranstaltung spreche ich Ihnen namens der Stadt Drebkau meinen Dank aus.

Für eine kleine Stadt wie Drebkau ist es schon ein Ereignis, wenn die Pforten einer neuen Schule oder einer erneuerten Schule geöffnet werden. So geschieht es heute. Wir haben uns zusammengefunden, um den 2. Abschnitt unserer Schulbaugeschichte abzuschließen. Mit dem Bau des alten Schulhauses ist im Jahre 1791 begonnen worden. Rund 140 Jahre wurde das Gebäude ohne wesentliche bauliche Veränderungen als Schule benutzt. Seine räumliche Unzulänglichkeit hatte sich aber schon seit zwei Jahrzehnten bemerkbar gemacht. Seit vielen Jahren mußte sogar in einem Nachbargebäude eine Schulklasse zugemietet werden. Daher ist es verständlich, wenn schon seit ebenso langer Zeit die Verbesserung der Raumverhältnisse unserer Schule geplant worden ist. Im Jahre 1935 entstand der Plan, die alte Schule umzubauen und durch Anbauten zu erweitern. Nachdem der Plan von dem Staatshochbauamt in Luckau der Regierung in Frankfurt O., der Baupolizeibehörde in Calau und dem Kreismedizinalrat in Calau geprüft und genehmigt worden ist und die Finanzierung gesichert war, konnte seine Ausführung beginnen. Geplant war, den Bau in zwei Bauabschnitten auszuführen. Der 1. Bauabschnitt konnte im Jahre 1936 begonnen und fertig gestellt werden. Die Finanzlage der Stadt gestattete es auch, und die Arbeitsbeschaffung ließ es erforderlich erscheinen, noch im Jahre 1936 mit dem 2. Bauabschnitt zu beginnen, der jetzt zu Ende geführt worden ist. So sehen wir heute das fertige Werk. Die Mauern des Schulhauses umfassen 7 Klassen, 1 Aula, 1 Werkraum, 1 Rektorzimmer, 1 Lehrerzimmer, 1 Lehrmittelraum, 1 Wohnung für den Hausmeister, Luftschutzräume und Kellerräume.

Die Kosten des Baues und der Möbelbeschaffung betragen:

Für den 1. Bauabschnitt 7.000—R.M.

Für den 2. Bauabschnitt 46.800—R.M.

Für Möbel und Inventar 3.200—R.M.

Insgesamt 57.000—R.M.

Die Finanzierung konnte wie folgt gestaltet werden:

1. Für den 1. Bauabschnitt aus Mitteln des

Haushaltsplanes 1936 7.000—R.M.

2. Für den 2. Bauabschnitt aus Mitteln des

Haushaltsplanes 1936 17.000—R.M.

3. Für den 2. Bauabschnitt aus in dem

Rechnungsjahre 1935 angesammelten

Fonds 6.000—R.M.

4. Ergänzungszuschuß von der Regierung

in Frankfurt O. zum Bau 17.000—R.M.

5. Beihilfe vom Kreise Calau 2.000—R.M.

6. Ergänzungszuschuß von der Regierung

zur Anschaffung von Schulbänken 800—R.M.

7. Aus den ordentlichen Einnahmen im

Rechnungsjahre 1937 7.200—R.M.

Insgesamt 57.000—R.M.

Die Stadt Drebkau hat sich an der Kostenaufbringung mit eigenen Mitteln in Höhe von 37.200—R.M. beteiligt. Wir konnten in den Rechnungsjahren 1935, 1936 und 1937 diesen Betrag aufbringen, ohne daß die Stadt ein Darlehn aufnehmen oder eine sonstige Schuldverpflichtung eingehen mußte.

Die Bauleitung hat das Staatshochbauamt in Luckau ausgeübt.

Der 1. Bauabschnitt ist ausgeführt worden von dem Baumeister Ernst Redlich in Drebkau.

Der 2. Bauabschnitt ist ebenfalls von hiesigen Bauhandwerkern ausgeführt worden. Es waren daran beteiligt: Maurer- und Zimmerarbeiten Georg Scholz, Zentralheizung und Wasserleitung Niederlausitzer Wasserwerk Senftenberg, Tischlerarbeiten Otto Dubrau, Malerarbeiten Max Mrose, Klempnerarbeiten Arthur Schenker, Licht- und Kraftanlage, Signaluhr Willi Domann, Dachdeckerarbeiten Kurt Urbanz, Stahltüren für den Luftschutzraum Deutsche Metalltürenwerke Brackwede, Kleiderhaken Reinhold Schulze, Schuklmöbel Carl Kaiser und Ernst Kaiser, Fenstervorhänge Alfred Meyer.

Namens der Stadt Drebkau sage ich meinen Dank dem Herrn Regierungspräsidenten und dem Herrn Landrat für die der Stadt gewährten Zuschüsse und Beihilfen und den Spendern für ihre Spenden.

Dank spreche ich aber auch aus allen behördlichen Stellen für die Vorbereitung des Planes und die Mitwirkung bei seiner Durchführung.

Ebenso gebührt mein Dank den Bauausführenden und allen Handwerkern, die an dem Werke mitgearbeitet haben. Jeder war bemüht, den Bau zu einem guten Ende zu führen. Die esten Beratungen mit den Schulbeiräten und Beigeordneten sind ebenso sachlich und im guten Einvernehmen verlaufen, wie die Ausführung bis zum letzten sich ohne besondere Schwierigkeiten vollzogen hat.

Ich hoffe nun, daß unsere Schule allen Anforderungen, die an einen geordneten Schulbetrieb zu stellen sind, genügen wird.

Die Schule übergebe ich wieder der Obhut unseres bewährten Herrn Rektors. Ich gebe dabei dem Wunsche Ausdruck, daß unsere Schulkinder im nationalsozialistischen Geiste zu tüchtigen Menschen in dieser Schule erzogen werden.“

*

Rede  des  Rektors  Gardiewski

Verehrte Festteilnehmer,

Dankbar und froh erlebe ich mit dem Kollegium diesen Tag unserer Schule. Man muß schon sehr weit zurückgehen, um in dem äußeren Leben unserer Schule einen Tag von ähnlicher Bedeutung zu finden. Soll man sich in den Frühling des Jahres 1797 zurückversetzen, als in dem von General v. Schiebell neu erbauten Schulhause, das uns bis vor kurzem als Arbeitsstätte gedient hat, der erste Unterricht mit 24 freiwilligen Kindern eröffnet wurde? Oder soll man besser an das Jahr 1798 zurückdenken, als nach mehrjährigen Wirren endlich beide Drebkauer Schulen vereinigt wurden und die Schule Schiebells die Schule der Stadt wurde?

Erst ein Blick auf die Geschichte läßt uns das Gegenwärtige als ein Glied im Geschehen richtig erscheinen und werten. Dunkel, von der Geschichte nicht erforscht sind die Anfänge unserer Stadt, die zum ersten Mal in einer Urkunde vom 3. August 1301 als Stadt (castrum et oppidum Trebkow) erwähnt wird, also zwischen 12 und 1300 Stadtrecht erhalten haben muß; noch dunkler sind die Anfänge unserer Schule. Es ist aber sehr wohl möglich, daß die Anfänge unserer Schule mit dem Namen des Geschlechts v. Köckritz zusammenhängen, das seit etwa 1400 bis 1763 unsere Stadt und einige Güter der Umgebung zeitweise ganz, zeitweise zum Teil besessen hat, heute noch auf dem benachbarten Gute Siewisch ansässig ist und durch dessen Besitzer als Vorstand eines hiesigen Industriebetriebes an unserer Feier teilnimmt.

Derselbe Joachim v. Köckritz auf Drebkau und Steinitz, der 1586 durch die Stiftung von 1000 Talern für die Steinitzer Küsterei den Anfang zur Steinitzer Schule gelegt, – das Geld war später bei den Drebkauer Leinewebern ausgeliehen; Schule und Kirche Steinitz standen früher in enger Beziehung zu Drebkau, der Pfarrer von Steinitz wohnt auch heute noch außerhalb seiner Parochie in Drebkau – derselbe Joachim v. Köckritz begründete 1577 eine andere Stiftung von 1000 Talern, deren Zinsen zur Unterstützung von Kindern der Familie v. Köckritz bestimmt waren, die Schulen und Universitäten besuchten. Es liegt uns aus dem Anfang des 30jährigen Krieges eine Quittung vor, wonach ein v. Köckritz auf Drebkau und Raakow Gelder aus den Zinsen dieser Stiftung erhielt. Neben den Schulen zu Guben, Spremberg, Hoyerswerda, die seine Kinder besuchten, wird auch die zu Drebkau genannt. Das ist bis heute die älteste Notiz, die ich in den Archiven über die Drebkauer Schule gefunden habe.

Was wir sonst aus dieser Zeit über sie hören, ist traurig genug. Am Dienstag nach Quasimodogeniti 1637 durchzogen kaiserliche Truppen unter dem General Hatzfeld unsere Stadt. Sie waren auf dem Rückzug nach der verlorenen Schlacht von Wittstock in der Prignitz. Es brach ein Brand in der Stadt aus. Die größere Hälfte mit Pfarrhäusern, Kirche und Schule wurden ein Raub der Flammen.

Eine Eingabe der beiden Drebkauer Pfarrer Gotthardus Hüfner und Johann Thomatychius an Christoph v. Köckritz, den Patron der Kirche zu Drebkau, aus dem Jahre 1640, also aus dem Ende jenes großen Krieges, möchte ich ihnen wenigstens zum Teil nicht vorenthalten. Darin heißt es von dem Schulmeister:

Daß er „ sich im geringsten weder mit guten noch braven zur Besserung anlassen will, sondern von Tag arger wird, also daß er auch für dem heiligen hohen Pfingsfest, da er am fleißigsten sein solle, mit den Knaben ab und zu übersingen, die ganze Woche über nicht über zweimal Schule gehalten, sondern mit großen Aergernis der Jugend seinem gewöhnlichen Gesäufe nachgegangen.“

Sollte diese wiederholte schriftliche Eingabe, so fahren die beiden Geistlichen fort, nicht nützen, sondern Patrones weiter den Schulmeister in seinem ärgerlichen Lebenswandel fördern, so müßten sie sich zu ihrem Bedauern mit ihrer Klage an einen höheren Ort wenden.

Nebenbei bemerkt: Die Klagen über das Gesäufe scheinen im Jahrhundert des großen Religionskrieges nach Zeugnissen der Archive in Lübben und Berlin-Dahlem in Drebkau oft berechtigt gewesen zu sein, und nicht nur bei dem Schulmeister. Wenn ein bekannter Beiname der Stadt jemals seine Berechtigung gehabt hat, so damals, nicht heute.

Noch waren die Nöte des 30jährigen Krieges nicht ganz überstanden, es gab noch wüste Stellen in Drebkau, als 1696 und dann 1708 die Stadt von neuem durch Feuer zerstört wurde. Auch die Schule teilte das Schicksal. Eineinhalb Jahrhunderte nach dem 30jährigem Kriege hören wir von der Schule und ihrer Arbeit so gut wie nichts. Wenn hier und dort in den Archivalien eine kleine Notiz zu finden ist, wie die vom Schülerchor in der Kirche oder vom Auftreten des Kantors in der Fastnachtszeit (letzte Notiz etwa um 1720) so betrifft das nichts eigentlich dem Leben der Schule Zugehöriges.

Das wird erst Ende des 18. Jahrhunderts anders. 1776 erwirbt der sächsische General und Kabinetts-Minister v. Schiebell Drebkau und einige Güter käuflich von der Witwe des bisherigen Besitzers, des Obersten v. Diepow. Er erhebt den Besitz zum Fideikommiß und behält ihn 2 Jahrzehnte hindurch, bis zu seinem Tode 1796. Sie sehen rechts von Ihnen im Festsaal das Bild Schiebells. Es ist mir schon zur Kriegszeit von den ehemaligen Drebkauern in Berlin für die Schule gestiftet worden an Stelle eines früheren Bildes von Schiebell, das ich hier nicht mehr vorgefunden habe. Nun begann ein Abschnitt, der sich für die Stadt und nicht zuletzt für ihre Schule recht günstig auswirkte. Ein Philanthrop, wandte dieser wohlwollende, vermögende und einflußreiche Mann seine ganze Fürsorge Drebkau, seiner Stadt zu. Die Straßen nach Drebkau, die sich in einem fürchterlichen Zustande befanden, wurden ausgebessert. Der General verwandte nicht nur seine eigenen reichen Mittel dazu, sondern verstand es auch, das Interesse seines Landesherrn, des Kurfürsten von Sachsen, dafür zu gewinnen. Das Pflaster in der Stadt wurde erneuert. Die Märkte, die früher eine viel größere Bedeutung für das wirtschaftliche Leben hatten als jetzt, wurden gefördert. Die Stadt bekam neue Feuerlöschgeräte, damit ihr das Schickssal früherer Zeiten bei Bränden erspart bliebe. Schiebell ließ die Grundstücke der Stadt vermessen. Auf dem Rathaus in Drebkau befindet sich eine Karte der Stadt, in seinem Auftrag gezeichnet, die alle Häuser der damaligen Stadt und sämtliche Grundstücke innerhalb der Stadtmark enthält. Das Gerichtswesen verbesserte Schiebell, indem er seinen Gerichtshalter, statt, wie bisher üblich, auf Sporteln auf ein Fixum setzte, und er freute sich zu hören, daß die Zahl der Prozesse abnahm. Sein Hauptwerk aber und sein Schoßkind war die neue Schule und dieses sein Werk hat ihn bis heute im Gedächtnis der Drebkauer erhalten. In den Jahren 1791 bis 1793 errichtete er auf eigenem Grund und Boden aus eigenen Mitteln an Stelle des alten, verfallenen Schulhauses ein neues, das bis heute als Schule gedient hat, und er stattete es auf eigene Kosten aus.

Er berief einen jungen Lehrer, Johann Gottlob Trepte, der ihm von dem Seminardirektor in Dresden empfohlen worden war. Dieser Lehrer Trepte hat hier 1794 den Untzerricht eröffnet, war dann bis zum Jahre 1805 Lehrer an der Schule und seit 1805 bis zum Jahre 1842, da starb ihr Leiter. 17 Jahre nach dem Tode des Generals hat er dem Verewigten ein Denkmal gesetzt. Es geschah dies durch einen Aufsatz „Nachruhm des Verdienstes, Christoph Adam Burchard von Schiebell“, in der „Vaterländischen Monatsschrift für gebildete Deutsche auf das Jahr 1813“, herausgegeben von der Oberlausitzschen Gesellschaft der Wissenschaften: Ganz im Geiste jener Zeit der Aufklärung gehalten, umständlich reflektierend, ist der Aufsatz doch sehr feinsinnig, und man merkt es deutlich, daß sich Trepte dem General, der ihn nach Drebkau gebracht und ihm seine Ideen offenbart hatte, innerlich verbunden fühlte. Trepte schreibt in seinem Aufsatz u.a.:

„Im Jahre 1776 brachte er das Ritterguth und die Stadt Drebkau von der verwittweten Obersten von Diepow käuflich an sich. Und damit ging für Drebkau ein glücklicher Stern auf. Sein neuer Besitzer sorgte von nun an väterlich für das Beste desselben. Vorzüglich aber in dem herannahenden kinderlosen Alter und am Abende seines Lebens machte er Drebkau zu seinem geliebten Schoßkinde, dem er seine ganze Liebe und Fürsorge schenkte. So oft ihm seine hohen Staatsämter einige Stunden der Muße gönnten, widmete er dieselben der Beschäftigung mit Verbesserungsplänen, wobei er nicht sowohl seine Finanzen, als die Wohlfahrt seiner Untergebenen zur Absicht hatte.Mit großer Gemüthlichkeit sprach er oft und gern erschöpfend und weitaussehend von dem, was er alles für den Ort thun wollte. Und in diesen Ideen zu leben, schien seinem Herzen recht wohl zu thun. Wir wollen ihm auch gern glauben, daß oft die glänzendsten Thaten der Jugend auf dem Felde der Ehre vor dem Sonnenblicke der Vernunft wie Nebel zerfließen, und wenn kein reller Gewinn für die Menschheit das Resultat derselben war, bei allem Ruhme doch nicht vermögen, dem Leben Würde und dem Herzen genügende und dauernde Ruhe zu geben. Das an so manchen Freuden arme und leere Alter wußte er mit den Freuden an gemeinnütziger Wirksamkeit weislich auszufüllen. Allerdings war ihm auch von der vorigen Besitzerin manches zu thun übrig gelassen. Sowenig die Bürger von ihr auf irgend eine Art gedrückt wurden, so viel manche noch jetzt ihre Gutmüthigkeit rühmen; so nachteilig wirkte die Schlaffheit in polizeilicher Aufsicht, und wohl selbst das Beispiel auf den Ort. Denn nichts ist ja so wirksam, belebend und tödtend, aufbauend und niederreißend, als das Beispiel. Daher die gerechte, thätige, mäßige und ordnungsliebende Herrschaft ihren regen Sinn fürs Gute und Bessere den Bewohnern des Ortes oft still und unvermerkt einhaucht. Und so auch umgekehrt. Dies fühlten auch hier Diejenigen wohl, welche etwas weiter, als auf die geleerten Flaschen und Tonnen sahen.

Der Minister besuchte sein Drebkau des Jahres wenigstens auf einige Wochen, und kehrte selten in die Residenz zurück, ohne hier wohlthätige Spuren seines Daseyns zurück gelassen zu haben…

Ergriffen von der Wahrheit, daß Erziehung die Königin der Staaten sei, und nur eine sorgfältige und zweckmäßige Jugendbildung zu höherer Menschenwohlfahrt führte; aufmerksam auf die in dieser Hinsicht oft gefühlten Bedürfnisse seines Ortes; aufgemuntert durch die schönen Beispiele eines v. Rochow und durch die in den letzten Dezennien des vorigen Jahrhunderts in Schriften häufig angeregten Ideen von Schulverbesserung, beschloss er durch ein ähnliches Verdienst seinem Leben hier Unsterblichkeit und dem Städtchen ein bleibendes Denkmal seiner Liebe zu geben.

Bei seinem kurzen Aufenthalte in Drebkau besuchte er auch die Schule; ermunterte Lehrer und Schüler; machte Verbesserungsvorschläge und theilte nützliche Bücher aus. Es könnte sein, daß er das Schulwesen darinn durch ein zu trübes Glas ansah; denn seine Bemerkungen därüber waren bitter. Allein in vielen Stücken hatte er recht. So war das ganze Schulhaus ein enges, finsteres und baufälliges Gebäude, dessen Anblick nicht die erfreulichsten Ideen erweckte. Die ganze Jugend der Stadt, verschieden an Alter, Klassen und Geschlecht, war darinn nur einem Lehrer anvertraut. Offenbar zu viel; da selbst in den Nord-Amerikanischen Freistaaten gleich Anfangs, auf 50 Familien eine Schule mit einem Lehrer gerechnet wurde. Der Minister ließ daher 1791 – 93 auf eigenem Grund und Boden ein 40 Ellen langes und 18 Ellen breites , übersetztes und massives Gebäude aufführen, das er zum Schulhaus für die Stadt bestimmte. Dieser Bau kostet ihm, wie die Rechnungen nachweisen an 3—4000 Thaler. Er hatte und konnte dazu keine andere Verbindlichkeit, da die Sorge für die Schule natürlicher und rechtlicher Weise der Stadt oblag, als die ihm Gott durch sein eigenes Herz, durch den regen Sinn fürs Bessere und die glücklichen Vermögensumstände auflegte…“

Aber noch war die Schule Schiebells nicht d i e Schule der Stadt. Der Kantor Fiedler weigerte sich, mit seinen Schülern in die neue Schule zu ziehen und unterichtet weiter in einem Hause der Schiebellstraße. Schiebell hatte die Vereinigung der beiden Schulen nicht erlebt. Er hatte auch mit vielen Widerständen aus der Bürgerschaft zu kämpfen. Er hatte sich die Schule mit 2 Lehrern und einer Werkmeisterin gedacht. Letztere sollte im Geiste der damaligen Zeit Spinnunterricht erteilen, und hiergegen setzten die Widerstände aus der Stadt ein. Zeitweise trug sich Schiebell sogar mit dem Gedanken, seinen Plan fallen zu lassen. Aber in ruhigen Stunden der Besinnung kehrte er immer wieder zu seinem Lieblingskinde zurück.

Sein Nachfolger, Andreas v. Ahrenstorff, glaubte 1797 soweit zu sein, daß eine Vereinigung beider Schulen und eine Weihe erfolgen könnte. Als Tag der Einweihung war de r3. Januar 1797 vorgesehen. Eine „Hymnean mein Vaterland“, bei der Einweihung der neuen Schule zu Drebkau, dem Herrn Capitaine von Ahrenstorff, Herrn der Herrschaft Drebkau geweiht von M. F. A. J. Fritze, Cottbus, gedruckt in Kühnens Buchdruckerey“, ist uns erhalten.

Dieses Gedicht, ein richtiges Kind jener Zeit der Aufklärung beginnt so:

Heil dir, Lusatia! Aus seinem Todtenschlummer

Erwacht dein Genius mit Kraft.

Heil Dir, mein Vaterland! Schon schwingt er nach dem Schlummer

die Fackell dir mit neuer Kraft.

Die letzten 3 Strophen lauten:

Wohl Dir, Lusatia! In deinen Gränzen weilen

der Männer viele, die dieß thun,

Dir wahres, festes Glück für dich zu gründen eilen,

Und nur bei deinem Glücke ruhn.

Wenn Trosky`s edle Brust sein Glück in deinem Glücke,

Sein Wohl in deinem Wohle fand,

Beut ihm zu gleichem Zweck, mit hohem, heitern Blick

ein Ahrenstorff die Bruderhand.

O Segen über Dich, Du Edler, Gottes Segen!

Groß, dreimal groß sei stets dein Lohn!

In Fülle komm er dir im Pilgerland entgegen,

Und größer an der Gottheit Thron!

Der 3. Januar war angebrochen. Die Schloßherrschaft, der Gerichtshalter, der Pfarrer und die meisten Bürger waren versammelt. Die Weihe der Schule aber ist unterblieben. Erst fast 2 Jahre später, im September 1798, konnte sie erfolgen und dies auch erst, nachdem sich der General- Superintendent Magister Bretsel aus Lübben 3 Tage in Drebkau aufgehalten hatte, um allerlei Irrungen in Kirche und Schule der Stadt zu beheben.

Als Schiebell jedoch starb, hinterließ er ein Testament, das die Zukunft der Schule sicherte. Darin bestimmte er ein Kapital, dessen Zinsen der Schule zufließen sollten. Zur Zeit des Weltkrieges betrug es über 18.000 Mk., und seine Zinsen flossen der Schule als Einnahme zu. In Kriegsanleihe angelegt, erfuhr es das Schicksal aller Anleihen, wurde im gesetzlichen Aufmaße aufgewertet und ist bis heute erst zum Teil ausgelöst worden.

In diesem Testamente hat Schiebell auch den Grund zu dem Schulfest gelegt. Am 25. Juni 1795 feierte er selbst das erste Fest der Schule. Er erschien, begleitet von dem in der „Hymne an das Vaterland“ genannten Oberamts- Regierungspräsidenten in Lübben, vor Trosky, Besitzer von Groß Jehser, später Uckro, zuletzt Leibchel, der als ein Menschenfreund galt, weil er allerlei soziale Verbesserungen durchgeführt hatte, in der Schule. Er hielt eine kurze Ansprache und überreichte einem Knaben und einem Mädchen je eine silberne Denkmünze am blauen Bande. Die Inschrift lautet: Dem Fleiß und Wohlverhalten, Drebkau 1794.

Das war wohl das erste Schulfest in Drebkau: Nach seinem Testamente sollte die Schule alljährlich am Johannistage, dem 24. Juni, der damals als Festtag schulfrei war, sich geschlossen vom Schulhause zum Friedhof vor der Stadt begeben. Schiebell war in Dresden-Neustadt gestorben, hatte sich aber hier in Drebkau eine Ruhestätte bereiten lassen. Nach Gesang der Kinder und Ansprache des Oberlehrers sollten 2 Kinder, 1 Knabe und 1 Mädchen, diesen Orden für Fleiß und Wohlverhalten bekommen. Es sollten dabei die Worte gesprochen werden, die er selbst 1795 in der Schule gesprochen hatte: „ Empfange dieses Zeichen Eures Fleißes und Wohlverhaltens und vergesset nie die Lehren, so euch gegeben worden, mäßige, tätige, rechtschaffene und anderen nicht zur Last fallende Menschen zu werden.“ Danach sollten sie dann wieder zum Schulhause gehen, wo alle Kinder aus den Zinsen des Schiebellfonds Milch und Semmel erhalten sollten. Endlich sollten die übrigen Kinder, die beiden mit den Orden Dekorierten nach Hause geleiten, und sollten sich unter den Begleitern, so heißt es in dem Testament weiter, auch der Musik befähigte befinden, so konnte auch schickliche Musik gemacht werden. Hier haben wir den Anfang des Drebkauer Schulfestes, das unter dem Namen Johannisfest und Schiebellfest als Volksfest weiterlebt. Erst viele Jahre nach dem Tode des Generals hat es sich nach und nach zu dem heutigen Volksfest entwickelt. Auch die Schiebell-Orden werden bis auf den heutigen Tag verteilt. Der Kenner der Geschichte der Erziehung weiß, daß in jener Zeit solche Orden nicht selten verteilt wurden: So geschah es in Philanthropin, einer Erziehungsanstalt Basedows in Dessau, und bei Salzmann in Schnepfental bei Gotha. Hier gab es einen Orden mit der Inschrift: D.d.u.h.(denke, dulde und handle). Ich wüßte aber keinen Ort, in dem sich diese Orden heute noch erhalten hätten, außer Drebkau. Es gilt hier das Wort des Dichters aus den Tagen der Schiebellschen Schulgründung, daß das Alltägliche das Mächtige sei, das heute gilt, weil es gestern hat gegolten. „Aus Gemeinem ist der Mensch gemacht, und die Gewohnheit nennt er seine Amme.“ Man kann aber auch sehr wohl sagen, daß sich hier die Tradition eines Höhepunktes in der Schulgeschichte bis auf den heutigen Tag auswirkt. Sie, die sie fast alle heute hier einstige Schüler der Schule sind, besonders die Sie von fern hier her geeilt sind, werden mir bestätigen, daß mit ihrer Erinnerung an Kindheit und Schule verknüpft ist die Erinnerung an das Johannisfest, das es selbst ein Stück ihrer Jugend ist.

Zum Schluß mur noch die Einleitung des Schiebell-Testamentes:

„Da ganz unstreitig das Glück und der Wohlstand einer jeden größern und kleinen Gesellschaft mit dem Grade der sittlichen Bildung der einzelnen Glieder derselben stets in genauesten Verhältnisse steht, diese Bildung aber einzig und allein durch eine vernünftige Erziehung und durch zweckmäßigen Unterricht der Jugend, hauptsächlich durch Gewöhnung derselben zur Ordnung Thätigkeit und Betriebsamkeit bewirkt werden kann, in welcher Absicht auch von Ihro Churfürstl. Durchl. zu Sachsen, zu besserer Einrichtung des Schulwesens, von Zeit zu Zeit die zweckmäßigsten Verordnungen gegeben worden, durch welche jedoch besonders wegen Mangel an den hierzu nöthigen Fonds nicht überall der beabsichtigte wohlthätige Endzweck hat t werden können, jeder Menschenfreund und Patriot aber auch unaufgefordert hierzu nach seinen Kräften beytragen sollte. So habe ich Endesgenannter aus wahrhaften Eifer für Menschenglück, seit dem Augenblick, als ich das Städtchen Drebkau eigenthümlich an mich gebracht, darauf gedacht, Drebkau an sich ein besseres und reinlicher Ansehen zu geben, und dessen Einwohner, die in ihrem sittlichen Betragen ganz zurück waren, zu bilden. Meine Bemühungen waren nicht ganz verloren, und Drebkaus Einwohner fanden Geschmack am Guten“…

Ist es nicht, als lesen wir in den Schriften führender Erzieher jener Zeit eines Basedow oder Salzmann? Was noch heute auf uns Menschen einer ganz anderen Zeit tiefen Eindruck macht, das ist ihr edler Glaube an das Gute in der Menschennatur und an die Macht der Erziehung, der Schulbildung. Wir empfinden es umsomehr, als wir, Kinder einer ganz anderen Zeit, uns heute der Bindungen aus Blut und Boden, aus der Erbanlage, die ihnen fremd waren, bewußt sind und die Grenzen der Ratio, der Vernunft, die ihnen das Maß aller Dinge schien, auch in der Erziehung viel enger ziehen wissen.

Auf das Zeitalter Schiebells, das immer einen Höhepunkt im Leben von Stadt und Schule Drebkau bedeuten wird, folgte eine ganz anders geartete Zeit. Schiebell war unverheiratet, kinderlos. Erben seines reichen Besitzes wurden seine Neffen, Söhne seiner Schwester, Andreas und Tycho von Ahrenstorff. Da Tycho in Dänemark lebte, war Andreas der eigentliche Verwalter des Schiebellschen Besitzes. Er war Junggeselle, lebte in Kausche, hielt sich aber auch oft auf dem Schlosse Drebkau auf. Er versuchte zunächst die Schule im Geiste seines Oheims weiter zu fördern. Aber nach und nach wirkten sich andere Verhältnisse aus. Drebkau war auf dem Wiener Kongreß preußisch geworden und es begann nun jenes Jahrzehnt ruhiger Entwicklung, in dem sich Preußen nach den Anstrengungen der Napoleonischen Kriege, mit Treischke zu sprechen, groß arbeitete und groß hungerte. Die strenge preußische Verwaltung drängte den Einfluß des Grundherrn in Stadt und Schule langsam aber stetig zurück, was wieder ein Nachlassen seines Interesses zur Folge hatte. Es war ja nun nicht mehr seine Schule wie ehedem. Die Schulverhältnisse waren nach unseren Begriffen dürftig, trugen den herben, strengen Charakter des Preußentums der Vormärzzeit.

1842 forderte die Stadt einen 3. Lehrer statt der Werkmeisterin. Die Schule hatte seit 1798, ihrer Einigung, 2 Lehrer und eine Werkmeisterin. Die Stadtverwaltung, die durch die revidierte Städteordnung von 1832 vom Grundherrn unabhängig geworden war, beklagte sich in Frankfurt, daß der Patron die Stelle der Werkmeisterin eingezogen habe und auch nicht alle Einkünfte aus der Schiebell-Stifung zum Besten der Schule verwerte. Die Regierung verlangte von v. Ahrenstorff eine genaue Rechnungslegung. Er glaubte nach dem Schiebell-Statut dazu nicht verpflichtet zu sein. Die Regierung jedoch, die das Schulwesen als unter das Hoheitsrecht des Staates fallend betrachtete, konnte von ihrer Forderung nicht abgehen. Hier haben wir so einen Gegensatz, geboren aus der geschichtlichen Entwicklung, geeignet, das Interesse des Schloßherrn an der Schule zu mindern. Die Regierung erkannte die Notwendigkeit der 3. Lehrerstelle an, nachdem Regierungs- und Dpartementsrat die Verhältnisse in Drebkau geprüft hatte. Ende 1846 sollte die Stelle besetzt werden.

Es liegt uns eine Nachricht über die Schule aus dem Jahre 1856 vor, geschrieben von dem damaligen Leiter Kantor Zech. Die Schule hatte 3 Klassen, 1 gemischte mit Knaben und Mädchen bis zu 10 Jahren und 2 nach Geschlechtern getrennte Klassen, war also 2 stufig und 3 klassig. Die Grundklasse zählte 80, die oberen Klassen je 50 Schüler. Die Schülerzahlen waren also hoch. Erst um die letzte Jahrhundertwende, als wegen der Industrie der Umgebung, die Bevölkerungszahl stieg, wurden nach und nach, immer nur auf Drängen der Schulbehörde, neue Klassen eingerichtet und mehr Lehrkräfte angestellt. Die Aelteren von Ihnen entsinnen sich noch der Grube Volldampf, die später Merkur hieß, eine halbe Stunde von hier entfernt. Da Jehserigk keine eigene Schule hatte, besuchten die Kinder von Merkur unsere Schule. 1876 wurde eine vierte Klase eingerichtet, aber es blieb bei 3 Lehrern. 1900 kam die 4. Stelle dazu, und die Schule wurde 5 klassig. 1905 bekam Drebkau den 5. Lehrer und eine sechste Klasse. 1910 wurde die sechste Stelle als Lehrerinstelle eingerichtet, die Schule hatte nun 7 Klassen. Besetzt wurde die Stelle mit der Lehrerin Frl. Bieger, die heute als Frau Jordan aus Weißagk es sich nicht hat nehmen lassen, ihre Beziehungen zu Drebkau durch ihre Anwesenheit wieder aufzufrischen. 1919 wurde dann die 7. Stelle auch als Lehrerinstelle auf meine Anregung eingerichtet, die dann aber später dem allgemeinen Abbau zum Opfer fiel.

Die höchste Schülerzahl wurde im jahr 1920 erreicht. Sie betrug 402 Kinder. Die Zahl fiel unter den Nachwirkungen des Weltkrieges 1926 auf 251 und beträgt z. Zt. 320. Mit meiner Anstellung als 1. Rektor wurde die Schule der Kreisschulinspektion direkt unterstellt, zuerst der in Senftenberg, dann 1920 der in Calau. Die geistliche Ortsschulinspektion fiel.

Gemessen an der Größe und dem Reichtum des 2. Deutschen Reiches vor dem Weltkriege, scheint uns das damalige Schulwesen in Drebkau in mancherlei Hinsicht rückständig. Die Räume waren unzulänglich geworden, 1914 fehlten 1 Lehrerzimmer und ein Lehrmittelraum. Die Wände waren schmutzig. Als man sie auf mein Drängen 1914 erneuern ließ, wurde der Anstrich nicht durch einen Maler, sondern durch einen Maurer besorgt. Sie können sich vorstellen, daß die Arbeiten weder in ästhetischer noch in technischer Hinsicht den Anforderungen genügten. Der Lehrmittelbestand war gering, eine Schülerbücherei so gut wie gar nicht vorhanden. Obwohl der Minister der Geistl.-, Unterrichts- u. Medizinalangele-genheiten in einem Erlaß vor 1907 zur Bekämpfung ansteckender Krankheiten angeordnet hatte, die Schulräume täglich zu fegen und wöchentlich 2 mal feucht aufzuwischen, falls nicht staubbindendes Fußbodenöl gebraucht wurde, und ich damals schon in kleinen Dorfschulen Ostpreußens an der russischen Grenze die Beachtung dieses Erlasses feststellen konnte, wurde in Drebkau, in einer Stadtschule, noch 1914 nur 2 mal in der Woche gefegt. Sie können sich vorstellen, welcher Haufen von Schmutz sich in den Klassen ansammelte, wenn Hunderte von Kinderbeinen 3 Tage lang den Staub der Straße in das Schulhaus trugen. Man glaubte, der ministeriellen Bestimmung genüge getan zu haben, wenn man Fußbodenöl beschaffte und zur Verbesserung der Luft eine – Perolinspritze. Ich entsinne mich noch deutlich eines Gespräches mit dem Seminardirektor von Hohenstein, in jenen mir aus meiner Jugend vertrauten ostpreußischen Städtchen, wo sich heute das Tannenbergdenkmal erhebt. Ich hatte ihn, da er Seminaroberlehrer in Ortelsburg war, als meinen Lehrer kennen und schätzen lernen dürfen. Ich erzählte ihm vom Schulwesen in den Bezirken Potsdam und Frankfurt, die Parallele zu den masurischen Schulen ziehend; da sagte er mir: „Ja, wo es keine hauptamtliche Kreisschulaufsicht gibt, da kann sich die Regierung die Beine nicht ausreißen.“ Im Bezirke Allenstein, meiner Heimat, war die hauptamtliche Schulaufsicht allgemein durchgeführt, in der Mark nur zum Teil.

Von den verbesserungen nach Übernahme meines Dienstes erwähne ich die folgenden: Einfassung des Schulgrundstückes mit einem neuen, besseren Zaun, ein Schuldach anstelle des alten, das jährlich ausgebessert werden mußte, nach und nach Erneuerung sämtlicher Fußböden und aller Oefen. Einrichtung eines Lehrerzimmers, eines Lehrmittelraumes, mehrmaliger Anstrich des Hauses außen und aller Wände und Decken in den Klassen und Fluren, diesmal nicht durch einen Maurer, sondern durch einen Maler, Einrichtung einer Schülerbücherei und ihre Einteilung in Klassenbüchereien, Vermehrung des Lehrmittelbestandes einschließlich Lichtbildwerfer mit Zubehör und Klavier, wobei die Firmen Anton Greiner u. Co Drebkau mit 500—RM und Opitz Mudrack u. Co Drebkau mit 300—RM halfen, Verwandlung des 6 stufigen Systems in ein 7 stufiges, neuer Lehrplan, 7 Lehrerstellen, Mieten eines 7. Klassenraumes im kavalierhause des Schlosses, Schülergemüsegarten.

Was in dem unzulänglichen alten Schulhause irgendwie geschehen konnte, geschah. Die Aufwendungen dafür erscheinen im Vergleich zu den früheren Leistungen hoch. Der Neubau aber ging nicht von der Stelle. Die Regierung hatte schon lange die Notwendigkeit eines Schulneubaues anerkannt. Es liegt uns eine energische Verfügung aus dem Jahre 1910 vor, gezeichnet von dem damaligen Abteilungsdirigenten Oberregierungsrat Dr. Körner. Es heißt darin, daß die Regierung nach den eben durchgeführten Reparaturen sich doch nur für ganz kurze Zeit mit dem alten Schulhaus begnügen könne. Die Gemeinde sollte einen Bau und Spielplatz beschaffen und die Vorbereitungen zum Schulneubau treffen. Da trat ein Personalwechsel ein. Dr. Körner starb. Sein Nachfolger Saint Piere, weniger energisch in der Schulbaufrage, ließ sich vom Bürgermeister bewegen, auf die neue Schule noch etwa 6 – 7 Jahre zu warten. Als ich 1914 ein Lehrer- und ein Lehrmittelzimmer wünschte, wurde mir vom Bürgermeister geantwortet, daß es wohl nötig sei, ich aber doch noch warten solle; denn in Kürze würde man doch ein neues Schulhaus bauen. Da brach der Krieg aus, und an den Schulbau war nicht mehr zu denken. 1930 wurde der Neubauplan wieder aufgenommen und wie noch nie so weit gefördert. Es geschah dies nach einer Revision durch den damaligen Dirigenten der Frankfurter Schulabteilung, an der sich auch der heute hier anwesende Herr Oberregierungs- und Oberschulrat Padderatz beteiligte. Die städtischen Körperschaften erklärten sich durch Mehrheitsbeschluß für eine neue Schule. Sie sollte auf dem von der Stadt an der Spremberger Straße erworbenen Grundstück errichtet werden. Der Bauplatz wurde vom Hochbauamt Luckau entworfen und von der Regierung genehmigt. Im Frühjahr 1931 sollte mit dem Bau begonnen werden. Da jedoch war es unmöglich, in dem Jahre der Bankkrise eine Anleihe zu erhalten. Widrige politische und wirtschaftliche Verhältnisse im Reich und örtliche Unzulänglichkeit in der Stadtverwaltung ließen den schönen und weit gediehenen Plan scheitern.

Der Umbruch 1933 sollte auch in unserer Schulbaufrage die Grundlage für eine glückliche Entwicklung bringen. Nach reiflicher Überlegung wurde der Plan eines Neubaues als zunächst unausführbar fallen gelassen, dafür aber das Werk in Angriff genommen, das wir heut hier weihen. Bescheidener in seinen Ausmaßen, bringt es doch etwas zu Wege, das gegenüber dem bisherigen einen gewaltigen Fortschritt bedeutet, schafft etwas Gutes, was nach menschlichem Ermessen für lange, lange den Bedürfnissen unserer Stadt sehr wohl genügen dürfte. Den Entschluß zu diesem Werk, seine sorgfältige Vorbereitung und tatkräftige Durchführung bis zum Ziele, trotz örtlicher Widerstände, geeignet ihm die Freude an dem Werk zuu vergällen, verdanken wir Herrn Bürgermeister Dunkel.

Jeder, der mich kennt, weiß es, nichts liegt mir ferner als Schönrednerei. Aber ich empfinde es als meine Pflicht, das auch in seiner Gegenwart heute hier auszusprechen. Ich kenne die Verhältnisse in Drebkau ein Menschenalter hindurch; Nicht bloß, wie die meisten von ihnen, vom Standpunkte des unbeteiligten Zuschauers aus, auch nicht bloß als Leiter der einzigen Schule hier, der naturgemäß mit der Stadtverwaltung, dem Schulunterhaltungsträger, enge Beziehungen unterhalten muß, sondern darüber hinaus aus eigener Kenntnis der Schul- und Stadtverwaltung als Mitglied von Schuldeputation, Schulvorstand und zuletzt als Schulverbandvorsteher im alten Gesamtschulverband Drebkau vor der Auflösung des Schulbezirkes, dann als Mitglied des Magistrats, zuletzt als Beigeordneter nach der ersten und nach der neuen Städteordnung. Ich kann das Jetzt mit dem Einst vergleichen. Wenn ich vorher Worte des Dankes und der Anerkennung gefunden habe, so habe ich eher zu wenig denn zu viel gesagt. Der Name Dunkel wird immer einen Ehrenplatz in der Geschichte unserer Schule behalten.

Jeder Einsichtige weiß, und auch Herr Oberregierungsrat Padderatz hat es vorher gesagt: Der Geist einer Schule wird bestimmt durch die Lehrerschaft an ihr. Es kann unter dürftigsten äußeren Verhältnissen segensreich, unendlich fruchtbar gearbeitet werden, und wiederum kann das modernste Schulhaus nur eine glänzende Fassade sein, wenn nicht charaktervolle und treue Lehrerpersönlichkeiten den Arbeitsplatz ausfüllen. Das braucht nicht näher dargelegt zu werden.

Aber auch das ist nicht zu bezweifeln, daß gesunde freundliche Räume, zweckmäßig ausgestattet mit den notwendigen Arbeitsmitteln, die Arbeit erleichtern und fördern und unsern Kindern für Stunden und Tage ein Heimbereiten. Daß wir das hier in unserer Schule nun finden, dafür sind wir Lehrer dankbar.

Nun aber hat man die Schule mit Recht ein Politikum genannt, die Schule liegt nicht für sich auf einer Insel, unberührt von dem sie umflutenden Leben, sie lebt nicht nach eigenen Gesetzen, ist nicht autonom, wie es die Pädagogik einer noch nicht so lange zurück liegenden Zeit sehr gern zu betonen pflegte, sondern sie hat völkischen und staatlichen Belangen zu dienen. Die Staatsform des deutschen Volkes ist das nationalsozialistische Dritte Reich. In Zeiten großer Not und Hoffnungslosigkeit nach dem verlorenen Kriege ungeheueren Ausmaßes hat ein genialer Führer dem Volke neue Hoffnung, neuen Glauben gegeben und es über den Zwist von Klassen und Parteien ausgerichtet auf ein großes gemeinsames Ziel. Worin liegt es? Ganz kurz und schlicht gesagt, doch wohl darin: dem deutschen Volke hinüber zu helfen über die Nöte der Gegenwart und sein Dasein und alles, was in seinem Wesen wertvoll ist, (wir glauben, daß viel im deutschen Wesen wertvoll ist), zu sichern für eine weite, weite Zukunft, also Deutschland, nichts als Deutschland, und Deutschland ist überall da, wo Deutsche wohnen, diesseits und jenseits der politischen Grenzen. In der Arbeit auf dieses große Ziel stehen wir alle, auch wir in der Schule, und es ist uns eine Genugtuung, auch unsere kleine Tagesarbeit auf dieses große Ziel ausgerichtet zu sehen. Im Blick auf dieses Ziel wird uns manches Große klein vorkommen, manches Kleine groß, manches Unzulängliche, mancher Widerstand von Sachen und Personenwesenlos erscheinen. Wer aber den Blick aufs Ganze hält gerichtet, dem ist der Streit in eigener Brust geschlichtet.

In dieser glückhaften Stunde, da wir in die lange Kette der Schulentwicklung Drebkaus ein wichtiges neues Glied fügen, wird mir unser jetztiges schönes Schulhaus, das den guten alten Kern mit zweckmäßigem Neuem glücklich vereinigt, zum Gleichnis, Sinnbild unserer so nationalsozialistisch ausgerichteten Arbeit im Sinne des Goethe-Wortes: „Aeltestes bewahrt mit Treue, freundlich aufgefaßt das

Neue“, und wenn das geschieht, wie es der Dichter weiter wünscht: „Mit heiterm Sinn und reinen Zwecken“, so wird es gewiß auch an seiner Verheißung nicht fehlen:

„Nun, man kommt schon eine Strecke!“

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Die Spender für unsere Schule anläßlich der Weihe.

Frau Beulke, Berlin 5—RM, Tschuck, Alfred, Essen 20—RM, Goldmann, Wilh., Friedrichshagen 5—RM, Textor, Herrmann, Berlin 10—RM , Frau Dubrau, Berlin- Charlottenburg 3—RM, Fuchs, Herrmann, Berlin 6—RM, Willnow, Georg Mühlhausen/Th. 3—RM, Anhaltische Kohlenwerke, Halle/Saale 50—RM, Frau Dora Borchert, Berlin 5—RM, Textor, Freidrich, Berlin 5—RM, Frau von Saher, Drebkau 10—RM, Frau Rathsburg, Welzow 20—RM, Oette, Wilhelm, Senftenberg 5—RM , Fitzner, Oskar, Berlin 1 Führerbild, Neumann, Johann, Drebkau 1 Bild „Das Flötenkonzert von Sanssouci“, Frau Geithe, Forst 20—RM, Frau Muschka, Cottbus 2—RM, Karl Winkler, Cottbus 5—RM.

Schlußbemerkung im Juli 1938: Alle Klassenräume außer zweien haben schöne neue Bänke erhalten. Für eine weitere Klasse sind neue Bänke bereits bestellt. Spätestens 1939 sollen alle Räume neu ausgestattet sein. Das alte unzulängliche Abortgebäude wird im Jahre 1938 verschwinden. Ein Neues wird sich am Ende des Schulhofes erheben. Die ehemaligen Lehrergärten wurden zum Schulhof geschlagen.

Eine siebente Lehrerstelle wurde am 1. April 1938 auf Antrag der Stadt von der Schulaufsichtsbehörde eingerichtet. Nun hat die Schule wie von 1919 bis 1932 wieder sieben Stellen. Lehrerkollegium 1938: 1. Rektor Gardiewski, 2. die Lehrer Kietzke, Mertsch, Reinicke, Mehnert, 3. die Lehrerinnen Goldowski und Kludas. Den Nadelarbeitsunterricht erteilt in wöchentlich 11 Stunden nebenamtlich Berta Pohland. Schulhausmeister ist Wilhelm Hogau, Lehrer Kietzke versieht laut Privatvertrag mit der Kirchengemeinde den Organistendienst.

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